Jahrgang: 1965
Geboren in: Saarbrücken
Erlernter Beruf: Dt.-frz. Geograph, Eisenbahnbetriebsleiter
Zuletzt tätig als: Projektleiter Digitale Transformation bei DB Fernverkehr AG
Ich engagiere mich in meiner Partei seit:
Noch immer parteilos, aber seit September 2021 Wählervereinigung bunt.saar
Ich bin politisch aktiv, weil:
Ich die letzten Landesregierungen als Verwaltung von Stillstand empfunden habe, wir aber dringend Änderung brauchen. Damit endlich was passiert, will ich nun selbst eintreten für ein klimaneutrales Saarland, Umweltvorsorge & die Nachhaltigkeit bei Arbeitsplätzen und Wirtschaft.
Für die Menschen im Saarland wäre ich als Abgeordnete/r im Landtag besonders wertvoll, weil:
Ich Fachkompetenz für die Wende bei Verkehr, Energie, Ernährung und Wirtschaft gepaart mit Managementerfahrung und Diplomatie mitbringe und ich mich als engagierter Treiber für die zwingend gebotene Veränderungen einbringen möchte.
Dazu gehört auch, die Teilhabe für die Bürger zu erleichtern. Ich will mich, z.B. für einfachere Volksbegehren und Bürgerentscheide einsetzen. Da ist das Saarland im Ländervergleich leider Schlusslicht.
Im Zuge der Corona-Pandemie müssen Eigenverantwortung der Bürger und Schutzauftrag des Staates abgewogen werden. Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Corona-Maßnahmen der vergangenen beiden Jahre?
Ich erkenne ein glaubhaftes Bemühen der verantwortlichen Akteure, empfinde aber die ständigen Wechsel und die zum Teil auch "separatistischen" Maßnahmen (z.B. Saarlandmodell) unglücklich. Die Grenzschließung war der Tiefpunkt und hat mich auch persönlich sehr unangenehm berührt.
Das ging klar über das Ziel hinaus. Bisher sah ich im Impfen die einzige nachhaltige Chance, um aus der Pandemie herauszutreten. Ich würde eine generelle Impfpflicht mittragen, sehe aber ihre Notwendigkeit angesichts neuer Entwicklungen nicht mehr.
Wichtig ist mir, auch anders Denkende zu hören und dabei zu differenzieren, wer hier im populistischen Sumpf mitschwimmt und wer legitime Bedenken zum Impfen hat.
Nun wüssten wir gern Ihre Position zu einigen wichtigen saarländischen Themen:
Grubenwasser:
Die von der RAG geplante Teilflutung der Gruben im Saarland stößt auf massiven Widerstand. 17 Normenkontrollklagen und 108 Widersprüche wurden eingelegt. Auch in Umfragen ist die Mehrheit der Saarländer gegen die Pläne. Muss die Politik etwas tun, um die Grubenflutung zu stoppen? Wenn nein: Warum nicht? Wenn ja: Was kann die Politik tun?
Ich differenziere die beiden geplanten Stufen zur Grubenflutung: Die erste, nun beschlossene, Maßnahme sehe ich als weniger problematisch an und sehe sogar Chancen, weil Um- und Einleitungen von aufwändig gepumptem Wasser entfallen können (z.B. weniger Salzfracht im System der Blies). Der erste Anstieg ist damit - zumindest laut der Gutachten - eher tolerabel.
Ich [...] habe meine Zweifel, ob die zweite Stufe der Flutung verträglich ist mit Blick auf unsere Trinkwasservorkommen: [...] Ich unterstütze daher Armin König, um mit einem Volksbegehren für mehr Schutz und ggf. zusätzliche Filteranlagen für Sicherheit zu sorgen. Wir haben zu lange die wirtschaftlichen Interessen der Bergbauwirtschaft - unter einem für Umwelt und Anwohner grausamen Bergrecht - erleiden müssen. Die RAG kann sich nicht leichtfertig von ihren Sorge-Pflichten verabschieden.
Erneuerbare Energien:
Im Saarland stockt der Windkraftausbau. Nach Angaben der Bundesnetzagentur sind 2021 nur zwei Windkraftanlagen in Betrieb gegangen. Windkraft wird aber von vielen als eine zentrale Säule der Energiewende gesehen. Was werden Sie konkret für den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Saarland tun?
Bunt.saar und ich treten dafür ein, sechs Prozent der Landesfläche als mögliche Windkraftstandorte auszuweisen und dann zwei Prozent der Landesfläche auch tatsächlich für die Produktion von Elektrizität aus Windenergie zu nutzen. Das muss bis spätestens 2030 erreicht sein.
Zusätzlich müssen wir Dachflächen systematisch und auch mehr Agrarfläche für die Installation von Photovoltaik nutzen. Ich trete hier für ein Sofortprogramm ein, um öffentliche Gebäude entsprechend auszurüsten und Hemmnisse bei der Installation von Photovoltaik, z.B. Genehmigungshürden, abzubauen. Für den Saarbrücker Flughafen könnte ich mir einen modernen Park für erneuerbare Energie als Nachfolgenutzung sehr gut vorstellen.
Strukturwandel:
Stahlindustrie und Automobilindustrie sind zwei wichtige Träger der hiesigen Wirtschaft. Beide befinden sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Wo werden die Menschen, die heute dort arbeiten, in 20 Jahren arbeiten?
Ich bin überzeugt, dass wir nicht auf wenige große, sondern auf viel mehr kleine und mittlere Betriebe umstellen müssen: Gerade "Auto mit Verbrennungsmotor" und Stahlindustrie haben im Saarland keine Zukunft mehr. [...]
Daher werden wir in 20 Jahren viel mehr im Bereich Logistik, öffentlicher Verkehr Auto, Fahrzeug-, Ernährungs-, Maschinenindustrie und im Bereich Dienstleistungen IT & Handwerk und digital in Fern-Arbeitsplätzen arbeiten. Wir werden in 20 Jahren sagen: Die Umstellung war für viele von uns im Saarland eine harte Zeit. [...]
Der heute akute Fachkräftemangel, der Bedarf an Handwerkern und die Home-Office-Technik sind eine Chance, die wir ausbauen müssen, einhergehend mit der Entschuldung der öffentlichen Haushalte und attraktiven Lebensbedingungen. Wir sollten daher keine Angst vor Veränderung haben!
Mobilität:
Viele Autobahnbrücken im Saarland sind marode, bei der Bahn gibt es nur wenige Fernzüge, der ÖPNV hat Schwächen, die Zukunft des Saarbrücker Flughafens ist unklar, die Fahrradinfrastruktur ist oft nicht gut. Was sind für Sie die dringendsten Aufgaben im Bereich Mobilität?
[...] Wir brauchen analog Luxemburg eine Festlegung als Leitprinzip, welche Anteile Auto, Bus & Bahn, Rad- & Fußverkehr bis zum Jahr 2030 haben sollen. Die extreme Dominanz des Autos im Saarland von heute weit über 71 Prozent muss stark runtergehen auf ca. 40 Prozent. [...]
Diese neuen Ziele sind in einem Mobilitätsgesetz festzuschreiben und Maßnahmen wie lückenlose Radwege, durchgehend elektrifizierte Bahnstrecken, systematischer ÖPNV-Taktfahrplan, etc. abzuleiten. [...] Straßenneubau (Nordsaarlandstraße, Südumfahrung Riegelsberg, B 423 neu) darf es nicht mehr geben. Die Finanzmittel müssen vorrangig in die schnelle Reaktivierung von Bahnstrecken [...] fließen. [...]
Geld sparen, können wir beim Flughafen: Er ist seit Jahrzehnten ein Fass ohne Boden für unser Steuergeld. Wir brauchen dringend ein Konzept für seine Folgenutzung. [...]
Bildung:
Soll G9 an Gymnasien im Saarland wieder eingeführt werden? Wenn ja, was bedeutet das für die Gemeinschaftsschulen?
Da denken wir bei bunt.saar deutlich weiter: Im Fokus steht für uns das finnische Modell. Das bedeutet – ganz im Sinne sozialer Gerechtigkeit und Inklusion - gemeinsames Lernen bis Klassenstufe neun für alle Kinder und danach Orientierung auf Berufsausbildung oder gymnasiale Oberstufe. Letztere bedeutet dann da facto ein G9.
Das heißt aber auch, dass die Unterscheidung in Gemeinschaftsschule und Gymnasium langfristig verschwindet wird. Ich sehe den Bedarf, die Schulen zu ganzheitlichen Lern‐ und Begegnungsorten für alle Kinder weiterzuentwickeln und ihnen mehr Entscheidungsfreiheit z.B. Personalhoheit zu geben.
Bevölkerungsrückgang:
Prognosen gehen davon aus, dass das Saarland bis zum Jahr 2060 einen Bevölkerungsrückgang von bis zu 20 Prozent haben wird.Welche konkreten Maßnahmen wollen Sie ergreifen, um das Saarland als Ort zum Leben und Arbeiten wieder attraktiver zu machen?
Ganz anders als in der Nachbarregion Luxemburg ist die Entwicklung bei uns dramatisch. [...] Ich könnte mir eine Förderung beim Zuzug und der Wahl des Saarlandes als ersten Wohnsitz sowie Vorteilen für Familien vorstellen. Diese Maßnahmen gehen einher mit dem Umbau der immer noch auf Großindustrie ausgerichteten Saarwirtschaft (s. o.) und der Notwendigkeit der Entschuldung sowie der Ausweitung des Bildungsangebotes und zusätzlicher Betreuungsmöglichkeiten unter Fortschreibung des Gute-Kita-Gesetzes.
Wir müssen aber der Wahrheit ins Auge sehen, dass mit dieser demographischen Situation in Kombination mit dem Strukturwandel und der Verschuldung ein extremer Wandel zu stemmen ist. [...]
Wir geben hier die Antworten der Kandidaten im Wortlaut wieder, Kürzungen sind durch […] gekennzeichnet.
