Das vorläufige Endergebnis der Bundestagswahl 2025 um 04:25 Uhr (Foto: infratest dimap)

Union vorne, FDP und BSW schaffen es nicht

  24.02.2025 | 04:35 Uhr

Das vorläufige Ergebnis der Bundestagswahl steht fest: Die Union wird mit 28,6 Prozent stärkste Kraft, die AfD folgt mit 20,8. Die SPD muss deutliche Verluste hinnehmen. Die Grünen verlieren, die Linke legt zu. Die FDP scheitert klar an der Fünf-Prozent-Hürde. Das BSW verpasst den Einzug in den Bundestag knapp.

Auch das vorläufige Ergebnis am frühen Montagmorgen belegt: Die Union um Herausforderer Friedrich Merz ist stärkste Kraft bei der Bundestagswahl 2025. Sie kommt nach der Auszählung aller Wahlkreise laut Bundeswahlleitung auf 28,6 Prozent (plus 4,4 Prozentpunkte).

Die SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz erhält nur 16,4 Prozent und damit 9,3 Prozentpunkte weniger als bei der vergangenen Wahl.

Zweitstärkste Kraft ist die AfD. Sie kommt auf 20,8 Prozent der Stimmen (plus 10,4 Prozentpunkte).

Die Grünen liegen bei 11,6 Prozent (-3,1 Prozentpunkte), die Linken bei 8,8 Prozent (plus 3,9 Prozentpunkte).

Klar unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde liegt die FDP mit 4,3 Prozent (-7,1 Prozentpunkte). Spitzenkandidat Christian Lindner hat inzwischen bereits das Ende seiner politischen Laufbahn verkündet und damit Konsequenzen aus dem schlechten Wahlergebnis gezogen.

Ganz knapp hat auch das BSW den Einzug in den Bundestag verpasst. Das Bündnis kommt auf 4,97 Prozent.

Die Wahlbeteiligung lag laut Infratest Dimap bei 82,5 Prozent. Das ist der höchste Wert im wiedervereinigten Deutschland.

Welche Koalitionen möglich wären

CDU zufrieden

Der Landesvorsitzende der CDU im Saarland, Stephan Toscani, zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. "Ja, wir sind stärkste Kraft geworden, mit Abstand stärkste Kraft und wir haben einen Regierungsauftrag. Die rote Ampel ist ganz klar abgewählt und Friedrich Merz hat große Chancen, der nächste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden." 

Welche Koalition kommt für die Union in Frage? Der CDU-Generalsekretär Frank Wagner äußerte sich dazu im SR: "Mit Sicherheit wäre es vielleicht einfacher, mit der SPD gemeinsam wieder in einer großen Koalition zu regieren."

Eine Koalition mit der AfD schloss Wagner aus: "Dieses Nein gilt definitiv. Und zwar mit mehreren Ausrufezeichen. Friedrich Merz hat das mehrfach betont. Das wurde in allen Gremien auch entsprechend bestätigt. Wir als CDU Saar haben das entsprechend bestätigt. Aber die wichtigste Aussage unseres Kanzlerkandidaten Friedrich Merz: Es wird keinerlei Zusammenarbeit, keine Kooperation und schon gar keine Koalition mit der AfD geben. Das ist definitiv so." 

Frank Wagner (CDU): "Die Umfragen haben sich bestätigt"
Video [SR.de, (c) SR, 23.02.2025, Länge: 04:59 Min.]
Frank Wagner (CDU): "Die Umfragen haben sich bestätigt"

SPD spricht von "harter Wahlniederlage"

Die saarländische Ministerpräsidentin und stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Anke Rehlinger sprach von einem "schlechten Wahlergebnis für die Sozialdemokratie in Deutschland": "Da gibt es auch überhaupt nichts schönzureden. Wenn man das historisch schlechtestes Ergebnis einfährt an einem solchen Wahlabend, dann wird man kaum sagen können: Es muss jetzt alles genauso weitergehen."

Um aber über konkrete Konsequenzen zu sprechen, sei es derzeit noch zu früh. Eigene Ambitionen auf den SPD-Parteivorsitz, mit dem sie immer wieder in Verbindung gebracht wurde, wies Rehlinger zurück. "Ich bin ja stellvertretende Parteivorsitzende, Ministerpräsidentin mit einer Alleinregierung – ich habe alle Möglichkeiten, die man sich nur wünschen kann, mit der saarländischen Brille in Berlin auch dafür zu sorgen, dass es gut ausgeht auch für unser Bundesland. Ich brauche dafür nicht zwingend neue Posten."

Eine Koalition mit der Union kann sich Rehlinger durchaus vorstellen. Sie sieht aber zunächst CDU-Chef Merz am Zug. "Die SPD wird bereitstehen für Gespräche. Die Sozialdemokratie hat sich nie ihrer staatspolitischen Verantwortung verweigert. Das wird sie jetzt auch nicht tun", sagte Rehlinger und ergänzte: "Ich gehöre nicht zu denjenigen, die per se immer sagen, dass man sich in der Opposition ganz wunderbar erholen kann. Es gibt auch Beispiele, die das Gegenteil belegen."

Der Spitzenkandidat der Saar-SPD bei der Bundestagswahl, Esra Limbacher, sprach von einer harten Wahlniederlage für die SPD: "Scholz, unser Bundeskanzler, wurde abgewählt. Das ist ein eindeutiges Ergebnis, das man auch so bezeichnen muss. Es ist ganz offensichtlich, dass wir als SPD nicht mit dem durchdringen konnten, mit dem wir durchdringen wollten, nämlich mit den Themen, die die SPD nach wie vor bewegt."

Zudem habe die Partei es nicht geschafft, die seit Wochen schlechten Umfragewerte noch einmal zu drehen. "Deshalb kann man, glaube ich, an diesem Abend der Union gratulieren, auch deren Werte sind natürlich nicht in den Himmel gewachsen, aber die CDU ist eindeutiger Wahlsieger."

Esra Limbacher (SPD): "Olaf Scholz wurde abgewählt"
Video [SR.de, (c) SR, 23.02.2025, Länge: 02:10 Min.]
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AfD über 20 Prozent

Der saarländische AfD-Spitzenkandidat Carsten Becker hatte bereits am frühen Abend erwartet, dass seine Partei ein Ergebnis mit einer "Zwei vorne" erreicht. "Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende des Abends zweitstärkste Partei sind, über 20 Prozent stehen und hoffentlich mit zwei Leuten aus dem Saarland nach Berlin fahren." Tatsächlich geht die AfD mit der CDU als Wahlgewinner hervor.

"Wir können mit unserem Ergebnis zufrieden sein, natürlich hätte es auch noch ein bisschen mehr sein dürfen", sagte die saarländische Grünen-Spitzenkandidatin Jeanne Dillschneider. "Wir müssen aber auch beachten wo wir herkommen: Aus der sehr unbeliebten Ampelregierung. Dafür haben wir uns die letzten Wochen nochmal sehr hochgekämpft und das stabilste Ergebnis von den Ampelparteien."

Carsten Becker (AfD): "Wir strecken die Hand aus"
Video [SR.de, (c) SR, 23.02.2025, Länge: 05:04 Min.]
Carsten Becker (AfD): "Wir strecken die Hand aus"

Linke will "Korrektiv" sein

Der Spitzenkandidat der saarländischen Linken, Michael Arndt, ist vom Ergebnis seiner Partei positiv überrascht. Im SR sagte er, seine Partei hätte "am Boden gelegen". Ob er als saarländischer Spitzenkandidat in den Bundestag einziehen wird, werde sich wohl erst am Montagmorgen entscheiden.

Die Linke wolle aber weiter an ihren sozialen Zielen arbeiten. Auch müssten die vielen neuen Mitglieder integriert werden. Arndt kündigte an, dass die Linke im Bundestag als "Korrektiv" Einfluss auf die künftige Regierung nehmen werde.

Barbara Spaniol (die Linke): "Wir sind einfach nur happy"
Video [SR.de, (c) SR, 23.02.2025, Länge: 02:55 Min.]
Barbara Spaniol (die Linke): "Wir sind einfach nur happy"

FDP und BSW unter fünf Prozent

Bei der FDP im Saarland hatte man noch darauf gehofft, dass es mit dem Einzug in den Bundestag klappt. "Wir waren zwischen drei und vier Prozent zu Anfang des Wahlkampfes, insofern war klar: Es wird eng", sagte Saar-FDP-Spitzenkandidat Oliver Luksic. Inzwischen ist auch das klar: Die FDP hat es nicht geschafft.

FDP-Spitzenkandidat Luksic: "In der FDP braucht man gute Nerven"
Video [SR.de, (c) SR, 23.02.2025, Länge: 00:19 Min.]
FDP-Spitzenkandidat Luksic: "In der FDP braucht man gute Nerven"

Auch das BSW musste lange um den Einzug bangen, so oder so wirkte Saar-Spitzenkandidatin Désirée Kany aber zufrieden. "Das Bündnis wurde erst vor einem Jahr gegründet. Dafür ist das Ergebnis phänomenal", sagte Kany dem SR.

Dass die Partei gegenüber der Europawahl 2024 wieder Stimmen eingebüßt hat, führt sie auch darauf zurück, dass ihre Partei im Bundestag viel Gegenwind bekommen habe.

Wer wählte wen?

Bundestagswahl 2025: Erste Einschätzung von Dirk van den Boom
Audio [SR 1, (c) SR 1, 23.02.2025, Länge: 02:58 Min.]
Bundestagswahl 2025: Erste Einschätzung von Dirk van den Boom
Der Wahlgewinner, wie nach den letzten Umfragen schon erwartet die Union - mit 29 Prozent laut Prognose. Im Vergleich zur letzten Wahl knapp 5 Prozentpunkte zugelegt. Im Studio Politikwissenschaftler Dirk van den Boom mit der ersten Einschätzung.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 23.02.2025 berichtet.


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