aarbrücken im Saarland, Die Eisenbahnstraße mit Geschäften  (Foto: imago images/Arkivi)

1931 - Mobilität und Alltag im Saargebiet

Jonathan Janoschka   23.12.2020 | 07:43 Uhr

Wenn man heute durch Saarbrücken geht, sind sie überall: Autos. Manchmal werden sie gefahren, die meiste Zeit stehen sie aber nur rum. Auf Parkplätzen und in Parkhäusern, am Straßenrand oder in der eigenen Garage. Manchmal stehen sie aber auch einfach nur im Weg, meist dann, wenn sie jemand anderem gehören: Blockieren die Einfahrt oder parken auf Fahrrad- und Gehwegen.

In keinem anderen Bundesland gibt es – gemessen an der Einwohnerzahl – so viele Autos wie im Saarland. Laut dem Kraftfahrtbundesamt kommen auf 1.000 Saarländerinnen und Saarländer 640 Autos. Die hohe Autodichte ist keine neue Entwicklung. Schon Anfang der 1930er lag Saarbrücken bei der Autodichte pro Kopf vorn – vor Metropolen wie Wien oder Berlin. Apropos Berlin: In der Hauptstadt liegt die Autodichte heute bundesweit am niedrigsten. Auf 1.000 Berlinerinnen und Berliner kommen lediglich 335 Pkw.

Im Saargebiet dominierten in den 1930er Jahren allerdings – anders als im Deutschen Reich – die französischen Marken. Peugeot, Citroen,  Renault und Co profitierten von der Zollunion des Saargebietes mit Frankreich – ihre Modelle waren hier deutlich günstiger zu haben als die der deutschen Konkurrenz.

Schwere Lasten mit dem Pferdefuhrwerk

Leisten konnte sie sich aber dennoch nicht jeder: Der durchschnittliche Angestellte musste einen Jahreslohn für einen Neuwagen hinlegen – da griff man doch eher zu einem günstigeren Motorrad.

Damals beliebt: die Marke Trumpf-Ass aus Saarbrücken. Das Unternehmen stellte eigentlich Fahrräder her, verkaufte aber auch sogenannte „Konfektionsmotorräder“. Dafür importierte TAS aus Frankreich Motorräder und modifizierte sie in seiner Saarbrücker Fabrik. Mal wurden die Maschinen bloß neu lackiert, mal ein anderer Vergaser eingebaut.

Das Ergebnis wurde dann als „deutsches Motorrad“ im Saargebiet und im Deutschen Reich verkauft. Noch verbreiteter als Motorräder waren allerdings Fahrräder. Für viele Arbeiter waren sie die einzige Form individueller Mobilität, die sie sich leisten konnten. Waren schwere Lasten zu transportieren, Bierfässer für die Kneipen oder Kohlen für die Mietshäuser, kamen häufig noch Pferdefuhrwerke zum Einsatz.

Für den Weg zur Arbeit, zum abendlichen Tanztee oder in den Filmpalast konnte man auch vielerorts die Straßenbahn nehmen, etwa in Saarbrücken, Neunkirchen oder Riegelsberg. Und wenn es am Wochenende mal wieder zu den Verwandten im Bliesgau oder zum Wandern in den Wald um Merzig gehen sollte, nahm man einfach den Zug. Den zog damals noch die Dampflok – angetrieben von der Kohle aus den Saargruben.

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