Standbild aus „Waren einmal Revoluzzer“ (Foto: FreibeuterFilm)

Waren einmal Revoluzzer

Eine Rezension von Carla Sommer  

Zwei österreichische Paare haben die Möglichkeit, mal wirklich was für die gute Sache zu machen: Ein Freund aus Russland braucht Hilfe und reist kurzerhand zu ihnen nach Wien. Dort angekommen wird aber schnell klar, dass die Paare die Situation völlig unterschätzt haben. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und glänzt durch starke Schauspieler.

Auszeichnung:

  • Preis des Ministerpräsidenten

Bewertung: Drei von drei Herzen

"Waren einmal Revoluzzer" im Publikumscheck
Video [SR.de, (c) Felix Schneider/Carla Sommer, 24.01.2020, Länge: 00:59 Min.]
"Waren einmal Revoluzzer" im Publikumscheck

Helene (Julia Jentsch) und Jakob (Manuel Rubey) führen ein privilegiertes Mittelschichtleben mit zwei Kindern in Wien, als sie plötzlich der Hilferuf eines früheren Studienfreundes aus Russland erreicht. Zusammen mit ihrem Ex-Freund Volker (Marcel Mohab) und dessen Freundin Tina (Aenne Schwarz) beschließt Helene kurzerhand, Pavel zu helfen. Endlich mal nicht nur reden, sondern wirklich was tun!

Als Pavel mit seiner Familie in Wien ankommt, wird jedoch schnell klar: Das, was die vier Enddreißiger anfangs noch für ein Abenteuer gehalten haben, führt sie schnell an ihre Grenzen. Keiner will die Verantwortung, die so eine Hilfsaktion erfordert, wirklich tragen. Von nun an werden Pavel (Tambet Tuisk) und seine Familie nur noch hin- und hergeschoben.

Soziale Konflikte und innere Zerrissenheit

"Waren einmal Revoluzzer" im Publikumscheck
Video [SR.de, (c) Felix Schneider/Carla Sommer, 24.01.2020, Länge: 00:59 Min.]
"Waren einmal Revoluzzer" im Publikumscheck

Schließlich landen alle in Helenes und Jakobs Ferienhaus auf dem Land. Doch auch dort kehrt keine Ruhe ein. Die Einsicht, dass sie ihre Ideale nicht einhalten können, stürzt die Paare in eine schwere Krise, die letztlich auch ihre Beziehungen gefährdet.

„Waren einmal Revoluzzer“ lässt einen nachdenklich zurück. Der Film greift einen sozialen Konflikt auf, der aktueller nicht sein könnte. Einerseits ertappt man sich dabei, dass man die Protagonisten für ihr egozentrisches Verhalten verurteilt, andererseits weiß man nicht, ob man sich in derselben Situation besser verhalten hätte. Vermutlich nicht.

Moralisches Dilemma mit Zündstoff

Die Geschichte zum Drehbuch beruht auf einer wahren Begebenheit. Regisseurin Johanna Moder erlebte einen ähnlichen Fall vor einigen Jahren im Bekanntenkreis. Die Hauptdarsteller spielen dieses moralische Dilemma äußerst überzeugend. Allen voran Julia Jentsch und Marcel Mohab, die als verflossene Expartner im Film zusätzlichen Zündstoff in die sowieso schon schwierige Situation bringen. „Waren einmal Revoluzzer“ ist ein richtig starker Film, den es sich anzuschauen lohnt – auch um sich einmal selber zu hinterfragen. Klare Empfehlung!

Regie: Johanna Moder
Österreich 2019


Die Spielfilme im Wettbewerb
Diese 16 Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konkurrierten um insgesamt neun Preise, darunter um den mit 36.000 Euro dotierten Max Ophüls Preis: Bester Spielfilm.

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