Standbild aus „Tagundnachtgleiche“ (Foto: Tamtam Film/Eva Katharina Buehler)

Tagundnachtgleiche

Eine Rezension von Anne Schubert  

Alexander verliebt sich Hals über Kopf in Paula. Doch sein Traum von einem gemeinsamen Leben zerplatzt nach Paulas plötzlichem Tod. In seiner Trauer kommt Alexander Paulas Schwester näher. Er muss sich entscheiden – will er im Hier und Jetzt leben oder sich in seinen Tagträumen verlieren?

Bewertung: Zwei von drei Herzen

Alexander (Thomas Niehaus) war nie der Typ für feste Beziehungen. Das ändert sich, als er die Varietékünstlerin Paula (Aenne Schwarz) kennenlernt. Nach einer gemeinsamen Nacht ist für ihn klar: Paula ist die Richtige. Doch es werden keine weiteren Nächte zu zweit folgen. Paula stirbt nach einem Autounfall.

Um mit dem Verlust klarzukommen, flüchtet sich Alexander in Fantasien. In seinen Tagträumen lebt die scheinbar perfekte Liebe mit Paula weiter. An ihrem Grab trifft er auf ihre Schwester Marlene (Sarah Hostettler). Durch sie bleibt Paula für ihn lebendig und mit der Zeit kommen sich Marlene und Alexander in ihrer gemeinsamen Trauer näher. Spürbar greifen Realität und Wunschvorstellungen ineinander und Alexander muss sich zwischen den beiden Frauen entscheiden. 

Emotionales Chaos überzeugend gespielt

Im Festivalkatalog schreibt Regisseurin Lena Knauss, die auch das Drehbuch geschrieben hat, dass sie in ihren Filmen „sowohl die schönen Seiten der menschlichen Seele zeigen, als auch ihre emotionalen Abgründe ausloten“ möchte. Das gelingt ihr mit ihrem Langfilmdebüt „Tagundnachtgleiche“ in jedem Fall.  

Der Zuschauer taucht in Alexanders Gedankenwelt ein und wird genauso hart wie der Protagonist wieder herausgerissen. Das emotionale Chaos verkörpert Thomas Niehaus sehr überzeugend. Auch auf technischer Seite wird die Zerrissenheit des Hauptcharakters deutlich. So werden durch Perspektivwechsel die Tagträume gelungen in die Realität eingebaut.

Da die Geschichte nicht allzu überfrachtet erscheint, haben die Charaktere genug Platz, um sich zu entfalten. Wer im Kinosessel keine schrägen Experimente erwartet, sondern lieber emotional mitgenommen werden möchte, sollte sich mit „Tagundnachtgleiche“ gut unterhalten fühlen.

Regie: Lena Knauss
Deutschland 2020


Die Spielfilme im Wettbewerb
Diese 16 Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konkurrierten um insgesamt neun Preise, darunter um den mit 36.000 Euro dotierten Max Ophüls Preis: Bester Spielfilm.

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