Simin Sadeghi und Carl Rolshoven in der SR Lounge (Foto: Christoph Stein)

Ein Muss für Filmfans: Mittwoch

Matthias Braun  

Beim Filmfestival Max Ophüls Preis stehen die Spielfilme im Mittelpunkt. Aber auch in den anderen Wettbewerbsreihen gibt es interessante Stoffe. Simin Sadeghi und Carl Rolshoven geben hier jeden Tag ihre Filmempfehlungen ab.

SR.de: Simin, was muss ich mir am Mittwoch unbedingt ansehen?

Simin: Ich würde eine wirklich tolle Dokumentation empfehlen, die heißt „Tscharniblues II“. Der Titel klingt etwas komisch, aber es geht um den Film „Tscharniblues“, den Ende der 70er Jahre ein paar jungen Männer gedreht haben und der von ihrem Leben in einer Hochhaussiedlung erzählt. Der Sohn von einem dieser Filmemacher – Regisseur Aron Nick – hat genau darüber einen Dokumentarfilm gemacht. Darin sieht man, was aus den Männern so geworden ist, was sie für Träume hatten und was aus diesen Träumen geworden ist. Gleichzeitig hat aber alles so eine Leichtigkeit und fängt durch die alten Filmausschnitte auch diesen Vibe von damals ganz toll mit ein. Es macht wirklich Spaß, sich das anzusehen. Leider kommen die älteren Herren nicht zum Festival, ich hätte sehr gerne mit ihnen gesprochen.

SR.de: Sonst noch was?

Simin: Im mittellangen Filmprogramm 3 läuft „Der Andere“, das ist einer der wenigen Horrorfilme, die hier beim Festival laufen. Es geht darum, dass ein Typ in eine Wohnung einzieht, der verstorbene Vormieter aber leider noch irgendwie da ist… Da fallen Bilder von der Wand, die Tür geht ständig auf, man hört seltsame Geräusche, und ich hab den Film die ganze Zeit nur mit vorgehaltener Hand durch meine Finger durch gesehen, weil ich’s so gruselig fand. Sehr schön gemacht und am Ende nimmt er auch noch eine ganz tolle Wendung. Kann ich wirklich empfehlen.

SR.de: Carl, was ist dein Mittwochs-Tipp?

Carl: Ich empfehle „Nur ein Augenblick“ aus dem Spielfilmwettbewerb. Da geht es um die Geschichte von Karim, gespielt von Mehdi Meskar, der auch für den besten Schauspielnachwuchs nominiert ist – vielleicht kennen ihn einige Zuschauer aus dem letzten SR-Tatort. Karim ist aus Syrien geflüchtet und führt in Deutschland ein gutes Leben. Allerdings ist sein Bruder noch in Syrien. Karim macht sich auf die Suche nach ihm und kehrt zurück in den Bürgerkrieg. Bemerkenswert ist diese persönliche Erzählperspektive, die der Film einnimmt, denn so kommen die Menschen zu Wort, die das alles unmittelbar betrifft. Ein guter Film, der ein wichtiges Thema aus der richtigen Perspektive erzählt.

SR.de: Gab’s denn auch einen Film, den ihr im Vorfeld nicht so auf dem Zettel hattet?

Carl: Da würde ich gerne einen Kurzfilm hervorheben und zwar „22:47 Linie 34“ von Michael Karrer.
Simin: Oh ja, den fand ich auch gut!
Carl: Jeder kennt die Situation: Man sitzt im Bus und ein paar Jugendliche…
Simin: … machen Radau!
Carl: Ja, die sind wahrscheinlich irgendwie auf dem Weg zum Feiern oder sowas. Die machen Party und haben Spaß, werden aber zunehmend anstrengend für die anderen Fahrgäste. Das klingt nicht wie die spannendste Geschichte, aber der Film entwickelt eine besondere Dynamik. Dazu kommt, dass alles in einer einzigen Einstellung gedreht wurde, das heißt, der Film hat über seine zehn Minuten Spielzeit einfach keinen Schnitt. Er besteht also nur aus dieser einen Szene, aber die ist extrem spannend und…
Simin: … nachvollziehbar.
Carl: Genau, weil die Situation einfach jeder kennt, der schon mal in einem öffentlichen Verkehrsmittel gesessen hat.

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