Simin Sadeghi und Carl Rolshoven in der SR Lounge (Foto: Christoph Stein)

Ein Muss für Filmfans: Samstag

Matthias Braun  

Beim Filmfestival Max Ophüls Preis stehen die Spielfilme im Mittelpunkt. Aber auch in den anderen Wettbewerbsreihen gibt es interessante Stoffe. Simin Sadeghi und Carl Rolshoven geben hier jeden Tag ihre Filmempfehlungen ab.

Sr.de: Liebe Simin, um meine MOP-Erfahrung komplett abzurunden, was muss ich denn am Wochenende noch sehen?

Girl meets boy: "Wenn die Masken fallen"
Video [SR.de, (c) SR, 22.01.2020, Länge: 06:29 Min.]
Girl meets boy: "Wenn die Masken fallen"

Simin: Auf jeden Fall das Programm „mittellanger Film 1“ – und daraus möchte ich zwei ganz großartige Filme herausheben. Zum einen „Girl Meets Boy“. Da geht es, wie der Titel schon sagt, um ein Mädchen und einen Jungen, oder besser um eine Frau und einen Mann, die sich in einer bestimmten Lebensphase treffen – ich will nicht zu viel verraten – und vereinbaren vorher die Regel, sich bei ihrem ersten Date keine Fragen zu stellen. Das ist dann ja schon interessant, weil man sich zwangsläufig selbst die Frage stellt, wie gut man sich dann eigentlich kennenlernen kann. Oder kann man sich vielleicht sogar besser kennenlernen, weil man auf ganze andere Dinge wie Spontaneität oder Sozialverhalten achtet? Solche Dinge wie der Beruf oder frühere Beziehungen spielen da keine Rolle. Dieser Film ist sehr klug in drei Akten erzählt und so erfahren wir auch erst am Ende die Hintergrundgeschichten der Figuren, und das ist einfach ein sehr schöner und intelligenter Film.

SR.de: Und der zweite in der Reihe?

Masel Tov Cocktail: "Wir sind mehr als Klischees"
Video [SR.de, (c) SR, 23.01.2020, Länge: 05:22 Min.]
Masel Tov Cocktail: "Wir sind mehr als Klischees"

Simin: Das ist „Masel Tov Cocktail“. Ganz großartig und zum Schreien komisch! Der Film räumt mit Klischees über Juden auf, und das auf eine sehr witzige und intelligente Art und Weise. Wir werden da so ein bisschen durch die Welt eines Deutsch-Russen jüdischen Glaubens geführt. Der Film sagt: „Juden werden in Filmen immer schwarz-weiß dargestellt und schlagen nie zurück.“ Und das machen die hier komplett anders, die hauen dem Zuschauer nämlich so richtig auf die Fresse und alles um die Ohren, was man immer schon an Judenklischees im Hinterkopf hatte, und das ist richtig gut.

SR.de: Visuell sticht er auch heraus, oder?

Simin: Ja, die arbeiten auch viel mit Schrift im Bild, zum Beispiel sieht man Statistiken darüber, dass fast 30 Prozent der Befragten glauben, dass ihre Vorfahren im Zweiten Weltkrieg Juden geholfen haben, in Wirklichkeit waren es aber nur 0,1 Prozent. Da sieht man auch, wie die Geschichte manchmal verklärt wird.

SR.de: Womit sollte deiner Meinung nach das Festival ausklingen?

Junge Saarfilmer: "Ophüls fühlt sich an wie Klassentreffen"
Video [SR.de, (c) SR, 21.01.2020, Länge: 05:54 Min.]
Junge Saarfilmer: "Ophüls fühlt sich an wie Klassentreffen"

Carl: Also, ich finde es wichtig, wenn wir ein saarländisches Nachwuchsfestival hier in Saarbrücken haben, was im deutschsprachigen Raum so einen hohen Stellenwert hat, dann sollten wir auch schauen, was die saarländische Filmszene leisten kann. Deshalb möchte ich die „MOP Shortlist Saarland“ empfehlen und da einen besonderen Film herausgreifen. „Headache“ erzählt eine kleine Geschichte in aufregenden Bildern und ich will sonst gar nichts vorwegnehmen, aber da kann man wirklich mal sehen, wie im Saarland Leute Filme machen. Sehr sehenswert und mit vollkommen neuen Gesichtern, die mich echt überrascht haben. Der zweite Film heißt „Ich bin Kunst“ von Roman Eich. Der ist schon von 2018 und eine sogenannte „Mockumentary“, also ein Film, der so tut, als sei er eine Dokumentation. Darin porträtiert ein Dokumentarfilmer den Künstler Ischariot Wiesengrund, und das ist saukomisch, auch weil es so manierierte Künstlerattitüden offenlegt.

SR.de: Eine letzte Empfehlung von dir?

Nur ein Augenblick: "Menschen wie du und ich"
Video [SR.de, (c) SR, 23.01.2020, Länge: 07:13 Min.]
Nur ein Augenblick: "Menschen wie du und ich"

Carl: Das ist ein Film, der viele Menschen, die ihn schon gesehen haben, sehr bewegt hat. Ich hab von Leuten gehört, die nach dem Film noch ganz lange geweint haben, und „Nur ein Augenblick“ ist auch wirklich nichts für schwache Nerven. Ein syrischer Flüchtling kehrt in seine Heimat zurück und wird innerhalb eines einzigen Augenblicks zum IS-Kämpfer. Der Film zeigt uns, wie schnell das passieren kann und zeigt auch seine Motive. Außerdem stellt er die gewagte These auf, dass man IS-Kämpfer durchaus auch als Menschen sehen kann. Darüber kann man sicherlich streiten – wenn man das tun will, sollte man aber vielleicht vorher den Film gesehen haben.

Matthias: Vielen Dank und Euch ein schönes Wochenende!

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