Simin Sadeghi und Carl Rolshoven in der SR Lounge (Foto: Christoph Stein)

Ein Muss für Filmfans: Donnerstag

Matthias Braun  

Beim Filmfestival Max Ophüls Preis stehen die Spielfilme im Mittelpunkt. Aber auch in den anderen Wettbewerbsreihen gibt es interessante Stoffe. Simin Sadeghi und Carl Rolshoven geben hier jeden Tag ihre Filmempfehlungen ab.

SR.de: Was sollte man sich denn am Donnerstag unbedingt ansehen?

Simin: „Lovecut“! Mit ein paar Bekannten, die über 50 sind, hab ich über den Film gesprochen, und die fanden ihn schwierig. Ich weiß nicht genau, ob man jung sein muss, um ich  zu verstehen, aber es geht um sechs Jugendliche in Wien, die einfach so ihr Ding machen und man kann ihnen ein bisschen beim Leben zugucken. Dabei spielen Technik, Internet, Smartphoen und solche Sachen eine große Rolle. Ich fand das sehr berührend, weil die Figuren alle ganz normal sind, aber gleichzeitig auch ihre Probleme haben. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was sie antreibt und bewegt, auch wenn sie nur halb so alt sind wie ich. Die Probleme der Jugend sind nicht groß anders als unsere damals, sie sind nur digitaler. Zudem hatte ich das Gefühl, realen, echten Jugendlichen beim Leben zuzusehen – entweder weil das perfekte Schauspieler sind oder weil sie sich selber spielen.  

SR.de: Was möchtest Du den Festivalbesuchern ans Herz legen, Carl?

Carl: Wann immer es geht, Kurzfilme anschauen! Vor allen Dingen Programm Nummer 1 aus dem Wettbewerb. Da sind tatsächlich „Favoriten“ drin! Haha. Zum Beispiel „Der Film vom Propellermann“ ist brillant. Der erzählt, wie Filme gemacht werden, wie diese ganzen Hochschulfilme entstehen und ich bin mir sehr sicher, dass es sich genau so abspielt. Der Film hat auch noch eine zweite, sehr schöne Dimension. Aber auch andere Filme aus der Reihe sind sehenswert. Zum Beispiel gibt es in „90%“ ein Wiedersehen mit Simon Frühwirth, der im vergangenen den Preis für den besten Schauspielnachwuchs gewonnen hat. Eine sehr lohnenswerte Kurzfilmreihe, unbedingt ansehen!

Sr.de: Was lohnt sich noch am Donnerstag?

Simin: Ich möchte gerne noch einen Dokumentarfilm empfehlen: „Lost in Face“. Da geht es um eine Frau, die aufgrund einer Krankheit nicht dazu in der Lage ist, Gesichter zu erkennen. Das heißt, wenn ihr jemand entgegenkommt, dann kann sie dieses Gesicht nicht sehen. Wie sich das anfühlt, wird über Animationssequenzen gelöst. Als der Regisseur sie bittet ein Gesicht zu malen, kriegt sie das mit der Kleidung und den Haaren ganz gut hin, aber das Gesicht ist tatsächlich nur Punkt-Punkt-Strich, denn das ist es, was sie sieht. Es lohnt sich wirklich, diese Frau kennenzulernen und auch mehr über eine Krankheit zu erfahren, die man sich selbst einfach nicht vorstellen kann. Film will ja in andere Welten entführen und das gelingt diesem hier ganz großartig.

SR.de: Was ist denn noch gut?

Carl: „Irgendwann ist auch mal gut“ ist richtig gut! Das Festival ist ja ein wenig arm an Komödien und ich wage mich jetzt mal vor und sage, das ist eine. Der Film beschäftigt sich mit einer ganz wichtigen Frage, nämlich der nach selbstbestimmtem Sterben. Megagut besetzt mit Fabian Hinrichs, Franziska Walser und Michael Mittenborn und trotz des Themas eben auch lustig. Er hat an den richtigen Stellen die notwendige Ernsthaftigkeit, und doch würde ich ihn als Komödie sehen, auch wenn es dabei nicht um Schenkelklopfer geht.

SR.de: Vielen Dank und bis morgen!

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