Foto: 2018 Disney

Micky als anarchischer Opa

Tebo zeichnet die Jugend des Weltstars

Gerd Heger   16.02.2018 | 10:00 Uhr

Micky Maus wird 90, aber was wissen wir über seine Jugend? Ein französischer Comickünstler kann helfen. "Bande dessinée in Deutschland" - die neue Reihe bei SR.de.

1928 – das Jahr, in dem sich die Welt veränderte. Neben Serge Gainsbourg wurde die berühmteste Maus der Welt geboren: Mickey Mouse. Im Film „Steamboat Willie“ legte das Geschöpf von Walt Disney seinen ersten öffentlichen Auftritt hin – heute hat es seinen Stern auf dem Walk of Fame und niemand auf der Welt kommt um seine großen Ohren herum. In Deutschland erfreuen die Geschichten in den „Lustigen Taschenbüchern“ Kinder und Fans. Allerdings mit einem Haken: Micky Maus ist irgendwie, wie soll man das sagen, so clean, so sauber und so langweilig (anders als Donald). Ist doch wahr.

 (Foto: 2018 Disney)

Tebo ist nicht so clean. Der 36-jährige Autodidakt, eingestiegen in die Kindercomicwelt über das Glénat-Magazin Tchô und seine verrückten Helden Samson und Néon, ist – neben Tchô-Kumpel Zep (dem Vater von Titeuf) – einer der Anarchisten der kindlichen Comic-Fantasie. Wen gäbe es Besseres, um Mick(e)ys hochglanzpoliertes Image ein bisschen anzukratzen. Der Kunstgriff: Opa Micky – schon ein bisschen verlassen von jedweder Wahrscheinlichkeit - erzählt seinem Enkel (Großneffen?) die Abenteuer seiner Jugend. Einfachst, aber wirkungsvoll. Und „délirant“, wie man in Frankreich sagt, denn die Fantasiewelten des alten Micky und seines Weiterträgers Tebo kennen keine Grenzen. Dazu sind beide Meister des Gags.

 (Foto: 2018 Disney)

Kater Carlo ist natürlich der erprobte Widersacher, Donald darf sich Späßchen erlauben, wir erfahren endlich, wie Goofy und Micky zusammen kamen, Oma Minnie liebt ihren alten Knacker wie am ersten Tag (und kocht mit ihm Eintopf). Und das Ende hebt im wahrsten Sinne des Wortes ab in Zeit und Raum. Ein Vergnügen vom ersten bis zum letzten Bild, das auch genährt wird durch die scheinbar einfachen Zeichnungen (deren Simplizität meisterhaftes Weglassen von Unnötigem ist).

Tébo (Foto: Egmont)
Tébo

Tebo: Die jungen Jahre von Micky / Egmont-comic-collection 

Original: La jeunesse de Mickey  Editions Glénat/Disney Enterprises

Die bisherigen Artikel von sr.de/bd

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 (Foto: 2018 Disney)

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Die Comicbegeisterung in Frankreich ist mit dem deutschen Comicmarkt nicht zu vergleichen. Aber sie schwappt auch über die Grenze: Gut die Hälfte aller frankophonen Bücher, die für Deutschland übersetzt werden, sind Comics. Von den Klassikern wie Asterix oder Lucky Luke bis zu heutigen Serien wie Largo Winch oder XIII, von Cartoongrößen wie Sempé oder Pénélope Bagieu bis hin zu den Zeichnern und Zeichnerinnen von Charlie Hebdo oder den Graphic Novels eines Guy Delisle.

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