Julia Briemle -  GratisComicTag 2018  (Foto: Briemle)

Entdeckungen und ein Klassiker als Schmankerl

GratisComicTag 2018

Gerd Heger   04.05.2018 | 10:28 Uhr

Am Gratis-Comic-Tag werden deutschlandweit 35 speziell aufgelegte Hefte der größten Comicserien umsonst verteilt – beim Comichändler Ihres Vertrauens. Mit dabei natürlich auch ursprünglich Frankophones. Ein Überblick.

Jean van Hamme/ Chrstian Denayer Wayne Shelton "Die Mission"

Comic Wayne Shelton (Foto: All-Verlag)
Comic Wayne Shelton

Der Belgier Jean Van Hamme ist Spezialist für die Scénarios von Abenteuerserien: „Largo Winch“ hat er gerade aus seinen Händen gegeben, „XIII“ findet weiterhin Fortsetzung (beide Serien gibt es in der Saarbrücker Stadtbibliothek) – jetzt kann man auch Vietnamveteran Wayne Shelton wieder in Deutschland bekommen. Action, schöne Frauen, internationale Verwicklungen, derbe Sprüche, Geballer und Männerfreundschaft sprechen zwar nicht jeden an. Aber wenn schon, dann darf man sich vom ersten Teil der dreiteiligen Saga politisch unkorrekt auf den Geschmack bringen lassen. 

(All-Verlag – im Original: „Wayne Shelton - La Mission“ bei Dargaud)


Pénélope Bagieu "Unerschrocken"
Porträts außergewöhnlicher Frauen

Comic Bagieu Unerschrocken  (Foto: Reprodukt)
Comic Bagieu Unerschrocken

Nicht nur mit ihren witzigen und oft auch rührenden Ministories oder Cartoons aus der Welt der jungen urbanen Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs hat sich Pénélope Bagieu ganz nach vorne gearbeitet. Zunehmend nutzt sie Comics auch für Aufklärung oder Reportage – in diesem Fall mit Porträts außergewöhnlicher Frauen wie der afghanischen Rapperin Sonita Alizadeh oder Muminerfinderin Tove Jansson. Von Josephine Baker bis Peggy Guggenheim sind 30 Frauen mit dabei, drei im Gratisheft. Und das Interview, das Bagieu letztes Jahr bei der Buchmesse in Frankfurt gab: Dort hatte die selbst wie ein Mumin in Kameras blickende Frau, die inzwischen in New York lebt, von ihrer Arbeit erzählt.

(Reprodukt – im Original: „Les Culotées“ – als Blog für Le Monde hier: http://lesculottees.blog.lemonde.fr/)


Francois Boucq / Yves Sente "Der Janitor" "Der Engel aus Valletta"

Comic Der Janitor  (Foto: Schreiber und Leser )
Comic Der Janitor

Man mag den Zeichenstil gut finden oder nicht – ein Stil, der vermuten lässt, dass jemand als Kind Hugo Pratt oder Milo Manara geliebt hat. Francois Boucq – längst selbst eine Zeichnergröße – braucht niemandem mehr etwas zu beweisen. Die Geschichte um den Janitor – einen Spezialagenten im Dienste des Vatikan – erdacht von Yves Sente (beide übrigens aus Belgien) – sie beginnt zunächst auf klassischen Pfaden des Spionagegenres. Der komplette erste von fünf Bänden weist genug Selbstzweifel, spezielle männliche Einsamkeit, Mord, Mystisches und Geheimnistuerei auf, um neugierig zu machen auf einen Mann, der der Riesenmaschine Kirche dienen möchte – aber vielleicht noch auf den Trichter kommt, mit wem er es wirklich zu tun hat.

(Schreiber & Leser – im Original: „Le Janitor – L’ange de Malte“ - Dargaud)


Christophe Arleston / Alessandro Barbucci  Ekhö – Spiegelwelt

Comic Ekhoe, Cover  (Foto: Splitter )
Comic Ekhoe, Cover

Jetzt weiß ich, was Preshauns sind. Und dass es eine fantastische Spiegelwelt gibt, in der die New Yorker Taxis auf dem Rücken gutmütiger Dinos aufgezurrt sind. Ludmilla und Juri, zufällig in einen Flugzeugabsturz verwickelt, trauen ihren Augen so wenig wie der Leser, der diese barock-überbordende Welt mit ihren Absonderlichkeiten vergnügt entdeckt – insbesondere deswegen, weil auch die außerordentlich fantasievoll „gecasteten“ Protagonisten allzu menschlich handeln (was natürlich auch komisch ist). Und wenn der erste (Gratis-)Band endet – dann will man unbedingt wissen, wie die Story im Stil von Troy weitergeht. Mein Coup de Coeur beim diesjährigen CGT.

(Splitter – im Original: “Ekhö – Le monde mirroir” – Éditions Soleil)


René Goscinny / Morris   Lucky Luke  Billy the Kid

Comic Lucky Luke Billy the Kid, Cover  (Foto: Cover Copyright Egmont )
Comic Lucky Luke Billy the Kid

Ein Schmankerl zum Schluss: Ein Klassiker der frankobelgischen Comicliteratur, ganz umsonst, in Heftchenform: Goscinnys unvergleichlicher Sinn für Gags und Geschichte in Geschichten, Morris’ Meisterschaft im Inszenieren – und dazu die saukomisch umgedichtete Mär vom kindlichen Revolverhelden Billy the Kid – und seinem erfundenen Zusammentreffen mit dem coolen Lucky Luke und seinem noch cooleren Pferd Jolly Jumper. Nebenbei eine eigentlich westerntypische Geschichte über Zivilcourage und Widerstand gegen tyrannisch ausgeübte Gewalt – zeitlos dieses 1962 erschiene Werk. Um dieses Heftchen könnte es Balgereien geben, bei denen man sich Lucky Luke als Schiedsrichter wünschen würde. Noch dazu, weil es lustigerweise in die Rubrik „Comic für Kids“ eingeordnet wurde – also echt!

(Egmont – im Original: “Billy the Kid”, Dargaud)



Wo es GratisComics gibt

Comicladen 'X-Comics' in Saarbrücken. (Foto: SR/Anne Schubert)
Comicladen 'X-Comics' in Saarbrücken.

Im Saarland sind mit dabei die X-Comics-Läden in Saarbrücken und Saarlouis, Thalia in Neunkirchen und Dragonlord Games in St.Ingbert - im angrenzenden Rheinland-Pfalz in Zweibrücken dann Thalia sowie einige Läden in Trier oder Kaiserslautern. Weitere Infos: www.gratiscomictag.de.

Auch in Frankreich gibt es den Free Comic Day - und zwar in diesem Jahr schon am 5. Mai.

Besondere Aktionen, Signierstunden und natürlich Comics für lau in allen großen Comicläden.


Was man sonst noch über BD erfahren kann

Gaston Lagaffe  (Foto: Buchverlag)
Gaston Lagaffe

Sie suchen nach bestimmten Comics - oder wollen einfach nur stöbern? Die bisherigen Artikel unserer Seite zu frankophonen Comics in Deutschland finden Sie hier.

Die wichtigsten Comicmessen und -veranstaltungen in der Großregion: Free Comic Day F (5.5.), GratisComicTag D (12.5.), Villers BD (bei Nancy, 12./13.5.), Imaginales (Epinal, 24.-27.5.), Strasbulles (Strasbourg, Juni), BD et Illustration (Haut-Koenigsbourg, 7.-15.7.), Festival International de la Bande dessinée (Contern/Luxemburg, 21./22.Juli, zum 25. Mal).


Konzept

Die Comicbegeisterung in Frankreich ist mit dem deutschen Comicmarkt nicht zu vergleichen. Aber sie schwappt auch über die Grenze: Gut die Hälfte aller frankophonen Bücher, die für Deutschland übersetzt werden, sind Comics. Von den Klassikern wie Asterix oder Lucky Luke bis zu heutigen Serien wie Largo Winch oder XIII, von Cartoongrößen wie Sempé oder Pénélope Bagieu bis hin zu den Zeichnern und Zeichnerinnen von Charlie Hebdo oder den Graphic Novels eines Guy Delisle.

Hier bietet SR.de exklusiv für Deutschland eine regelmäßige Auswahl aktueller Titel, aber auch Hinweise auf Klassiker und Gesamtausgaben. Kontakt: gheger@sr.de

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