Manfred Krug (Foto: SFB)

Manfred Krug und seine Zeit beim SR

Erinnerungen von Rolf-Dieter Ganz

 

Der Schauspieler und Sänger Manfred Krug und der Saarländische Rundfunk – was für eine Geschichte. Aus Anlass seines 75. Geburtstages (8. Februar) erinnerte Krug selbst daran.

Das war 1979. Zwei Jahre nach seiner Ausreise mit Sack und Pack (u.a. seiner Oldtimer-Sammlung und einem brisanten Tonband) aus dem anderen Teil Deutschlands, wo Krug keine Zukunft mehr hatte. Der zunächst in der DDR Starkult genießende Künstler hatte seine zweite Karriere im Westen begonnen. Da kam ihm die SR-Auszeichnung mit der „Goldenen Europa“, die erste in der neuen Heimat, gerade recht. Und im Gefolge das Fernseh-Porträt. Als Redakteur in der SR-Pressestelle habe ich Manfred Krug damals betreut. Da kannte ich den Jazz-Sänger allerdings schon einige Jahre.

Es muss 1973 gewesen sein, als ich Manfred Krug, „entdeckte“. In einer ARD-Übernahme der Show des DDR-Fernsehens „Ein Kessel Buntes“ . Die gab es drüben ab 1972 und war die einzige Sendung, in der auch West-Künstler (wie Gitte, Abba, später auch Katja Ebstein, Udo Jürgens und Cindy & Bert) auftreten durften. Und die es nach der Wende sogar ins öffentlich-rechtliche Fernsehen schaffte. Manfred Krug, ein Jazz-Sänger wie es bei uns keinen gab. Als ich das nächste Mal im Rahmen der Funkausstellung in West-Berlin war (1973 oder 1975?), wollte ich unbedingt rüber in den Ostteil der Stadt, um mir eine LP zu kaufen. Ein schwieriges Unterfangen, weil ich ja erst mal einen Einkaufskorb ergattern musste, um den Laden am Alex überhaupt betreten zu dürfen. Dann hatte ich Glück. „Greens“ hieß die Scheibe mit blau-lila Cover, die ich stolz nach Hause brachte. Ab dann grassierte das Krug-Fieber in unserer Klicke...

Weil es im Funkhaus-Archiv von Krug nichts aus seiner DDR-Zeit gab, schaffte es meine Platte Jahre später sogar auf einen SR-Plattenteller. Wodurch Manfred Krug unverschuldet zu einem Versicherungsfall wurde. Und das kam so: Manfred Krug geriet als einer der Unterzeichner einer Protestnote gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976 in die Mühlen der DDR-Bürokratie. Ohne (künstlerische) Zukunft in Berlin-Ost erzwang Krug 1977 seine Ausreise in den Westen. Wo er auf der Beliebtheitsskala schnell emporstieg. Und ins Visier des Orga(nisations)-Teams „Goldene Europa“ geriet, dem ich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit angehörte.

Wen wundert’s, dass Manfred Krug von den Unterhaltungs- und Musik-Journalisten in der SR-Jury als „Entdeckung des Jahres“ gefeiert wurde! Worüber sich der inzwischen 42-jährige ehemalige DDR-Star im Großen Sendesaal des SR ein bisschen lustig machte. Das war im Februar 1979 und gehörte zu dem TV-Porträt „Life: Manfred Krug“. Der damalige SR-Unterhaltungschef und bekannte Regisseur Rolf von Sydow führte Regie. Auch in der Völklinger Hütte wurde gedreht, eine passende Kulisse für den gelernten Stahlarbeiter Krug.

Im Mai 79 erhielt Krug dann die Goldene Europa (u.a. mit Adamo, Frank Farian, Mireille Mathieu, Vader Abraham). Als Redakteurin Rosemarie Jungk den Preisträger den SR 1-Hörern vorstellen wollte, gab es zwar schon eine neue LP („Da bist Du ja“), aber kein Tondokument seiner DDR-Jahre. Da kam meine LP „Greens“ wie gerufen.

Doch wie ich meine Großzügigkeit Wochen später bereut habe! Denn nach der Sendung blieb die Scheibe verschwunden! Noch ein Liebhaber im Funkhaus? Jedenfalls meldete ich den Verlust der Versicherung. 20 Mark Entschädigung gewährte mir das Haus damals. Kein Ersatz für die Original-DDR-LP. Denn beim nächsten Ost-Berlin-Besuch gab es sie schon nicht mehr. Immerhin konnte ich eine Musikkassette aus der legendären Reihe „Jazz – Lyrik - Prosa...“ ergattern.

Getröstet hatte ich mich mit Krugs erster West-LP „Da bist Du ja“, die er u.a. mit dem Jazz-Musiker und Bandleader Peter Herbolzheimer eingespielt und im Großen Sendesaal mit Bigband präsentiert hatte. Und die Krug mir signierte: „Viel gehört, viel gelernt, vielen Dank“ steht da über seiner Unterschrift und dem Datum 14.II.79. 

Fortan „begegnete“ ich dem Schauspieler und Sänger noch öfter und meist eher zufällig – ob am Abend einer Sitzung der ARD-Pressechefs Anfang der 90er in Potsdam oder später bei der Buchmesse in Leipzig. Dort fand auch unsere letzte echte Begegnung statt, als er auf Einladung des DLF Brecht-Texte sprach. Danach hatte ich Gelegenheit, ihn an seine SR-Auftritte 1979 (u.a. auch als Gastgeber der „Späten Gäste“ bei Jazz-Redakteur Richard Krueger auf SR 1) zu erinnern. „Ja, ja, das war eine schöne Zeit.“ Die er jetzt auf mehreren Seiten in dem Bildband „MK-Bilderbuch“ wieder auferstehen lässt. Sein 75. Geburtstag war zudem dem MDR und dem NDR, für den er als Tatort-Kommissar Quotenerfolge erzielte, einige Sondersendungen wert. In denen jede Menge Film-Zitate aus seinen „ SR-Tagen“ vor 33 Jahren wieder zu sehen waren.

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