Foto: AC Weiland

A. C. Weiland: Radio-Dauererfolg mit den „Damen-Krimis“

 

Mehr als vollgepackt waren die über 40 Rundfunkjahre von Albert Carl Weiland bei Radio Saarbrücken und beim Saarländischen Rundfunk: Er komponierte, schrieb Hörspiele und Chansons, arbeitet als Schauspieler und Sprecher, inszenierte in Hörfunk und Fernsehen, war Hauptabteilungsleiter und stellvertretender Hörfunkdirektor. Egal ob beim Hörspiel oder Kabarett, ob mit der großen Radio-Unterhaltung oder mit spektakulären Fernseh-Shows – A. C. Weiland (24. 4. 1924 – 7. 7. 2015) hatte den Erfolg auf seiner Seite. Und das ebenso als einer der Gründungsväter der „Europawelle Saar.“ 

Karl-Heinz Schmieding war in A. C. Weilands Zeit beim Saarländischen Rundfunk lange  sein Mitarbeiter. Danach wurde er sein Nachfolger. An die Zusammenarbeit mit Weiland erinnert er sich voller Respekt.

Von Karl-Heinz Schmieding

Den Hörspiel- und speziell den Krimifans, die sich von der erstaunlichen Popularität und „Nachhaltigkeit“ einer Erfolgsproduktion des SR aus den fünfziger Jahren überzeugen möchten, empfehle ich, bei Google einfach mal die Namen „Weiland“ und „Damenkrimi“ einzugeben. Das Echo auf die Hörbuch-Veröffentlichung der von A. C. Weiland seit 1956 beim SR produzierten und zur Legende gewordenen „Damenkrimi“-Serie ist immer noch beeindruckend. „Die Hörspiele von Albert C. Weiland sind sensationell“, twitterte Jan Schmidt u. a. im Juni 2015. Und darauf der Schauspieler und Komiker Bastian Pastewska: Jawohl, die „Damenkrimis“ des SR …“ 

 (Foto: SR)
A. C. Weilands Damenkrimis: seit 60 Jahren gern gehört (Repro: SR)

Die Krimi-Liebhaber im Internet schwärmen von diesen Hörspielserien aus der Feder des britischen Autors Lester Powell. Absolute „Straßenfeger“ damals – und in den Jahrzehnten danach immer noch so erfolgreich, dass sie bis heute als die im deutschen Sprachraum meist übernommenen Hörspiele gelten. Weiland selbst war nicht nur der Regisseur, er spielte gleichzeitig auch die Rolle der Hauptfigur des Detektivs Philip Odell und die des Erzählers – neben Brigitte Dryander in der Rolle seiner Partnerin Heather.

Verglichen mit den heutigen technischen Standards waren die Produktionsbedingungen im Funkhaus „Wartburg“, dem ehemaligen evangelischen Gemeindehaus in der Saarbrücker Martin Luther-Straße, ziemlich bescheiden: kaum zu glauben, dass das Ganze, wie Weiland erzählte, mit nur einem Mikrofon aufgenommen wurde. Umso überraschender ist es, dass diese Krimiserien auch nach  sechzig Jahren von ihrem heiteren Charme, ihrer Leichtigkeit und Frische nichts eingebüßt haben. Sogar als Download sind sie verfügbar. „Ein Highlight auf meinem iPod“, schreibt ein Fan im Internet über die Serie „Die Dame im Nebel“. Für Weiland selbst hatten die Krimiproduktionen einen ganz besonderen emotionalen Stellenwert. „Diese Serien, die mit großem Engagement gemacht waren, und bei denen aus der Primitivität der technischen Verhältnisse eben besondere Motivationseffekte herkamen – das waren die schönsten Sachen, an die ich mich im Hörfunk erinnern kann“, bekannte er 1988 anlässlich seines Abschieds vom SR bei einem Round-Table-Gespräch mit seinen ARD-Hörfunk-Kollegen.

 (Foto: SR)
A. C. Weiland porträtiert vom Saarbrücker Karikaturisten und Schriftsteller Roland Stigulinszky – ein Mitarbeiter-Geschenk zu seinem SR-Abschied 1988 (Repro: SR)

In den sechziger und siebziger Jahren, lag der Schwerpunkt seiner Arbeit vor allem beim Fernsehen. Da entstanden in seiner Verantwortung als Hauptabteilungsleiter Hörfunk und Fernsehen TV-Markenzeichen des SR wie z. B. die Sendereihen „Meine Melodie“, „Hitjournal“ und „Im Krug zum grünen Kranze“, die von ihm erfunden wurden. Aber auch in dieser Zeit ist Weiland seiner Leidenschaft fürs Radiomachen treu geblieben.

Ich erinnere mich noch gut an die von ihm mit professionellem Understatement gelesenen „Mitternachtskrimis“ auf der Europawelle Saar oder an die heiter-ironische Europawellen-Serie „Szenen einer Ehe“, die er gemeinsam mit der renommierten Schauspielerin Johanna von Koczian spielte.

Dass er mir spontan grünes Licht und freie Hand gab, als ich ihm im Frühjahr 1973 das Projekt eines kabarettistischen „Gesellschaftsabends“ mit Hanns Dieter Hüsch vorschlug, dafür bin ich A. C. Weiland dankbar.  
Die erste SR-Sendung mit Hüsch-Chansons und Sprechgesängen entstand im Herbst 1957 unter Weilands Regie, in der „Wartburg“ produziert.

SR-Fundstücke
Karl-Heinz Schmieding: Leidenschaft fürs Kabarett im Radio
Hanns Dieter Hüsch, Heino Jaeger, Mathias Richling, Konstantin Wecker: Bekannte Namen aus der Kabarett- und Liedermacherszene sind eng mit dem „Gesellschaftsabend“ und dessen Erfinder, SR-Kabarett-Redakteur und HF-Unterhaltungschef Karl-Heinz Schmieding, verbunden. Schmieding hat sie alle gefördert und mit einigen Radiokabarett-Geschichte geschrieben.

Auch im Medium Fernsehen wurde die Hüsch-Tradition für den SR von A. C. Weiland begründet. Nachdem er 1961 zum Hauptabteilungsleiter Unterhaltung Hörfunk und Fernsehen ernannt worden war, inszenierte er 1962 die TV-Sendung „Niemandsland des Lächelns“ – ein literarisch-kabarettistisches Hüsch-Solo.

Die von der Fernsehkritik mit großem Beifall bedachte Produktion, die übrigens im so genannten „Pferdestall“-Studio auf dem Halberg entstand, war eine der allerersten Eigenproduktionen des SR für das gemeinsame Abendprogramm der ARD. A. C. Weiland erzählt in der SR-Chronik die kuriose Geschichte von den zwei Tieren, die diese Produktion im „Pferdestall“ zwar erheblich störten, den Erfolg der Sendung aber letztlich nicht beeinträchtigen konnten: der „Garagenhund Struppi“ und eine Motte, die sich „in der Wärme der Scheinwerfer sonnte“.

 (Foto: SR)
Der Schlagerpreis „Goldene Europa“. Hier die Verleihung im Jahr 1970 (Foto: SR)

Die Liste der Erfolgsprogramme, die wiederholt auch Fernsehpreise gewinnen konnten, und der Markenzeichen des SR, die mit dem Namen Weiland verbunden sind, ist damit noch lange nicht vollständig. Vor allem fiel in seine Amtszeit auch Anfang der sechziger Jahre die Einführung der Europawelle Saar, die zu einem legendären Erfolg wurde.  Auch der Schlagerpreis „Goldene Europa“ und dessen Verleihung in einer glamourösen ARD-Fernsehshow sind mit Weilands Namen eng verbunden.

Über fast fünf Jahrzehnte habe ich meine erste Begegnung mit A. C. Weiland nicht vergessen. Als ich mich im Herbst 1967 bei ihm um die frei gewordene Stelle des Kabarettredakteurs bewarb, hatte ich meinen Bewerbungsunterlagen als zusätzlichen „Qualifikationsnachweis“ auch ein privat aufgenommenes Tonband mit eigenen kabarettistischen Songs aus meiner Studentenzeit in Münster beigefügt. Ich hatte mit diesen politischen und gesellschaftskritischen Song-Quodlibets, zu denen ich mich selbst am Flügel begleitete, immerhin einigen Erfolg bei studentischen Festen gehabt und hoffte nun auch auf den entsprechenden Beifall des SR-Unterhaltungschefs. Er hörte sich in meinem Beisein einige meiner Songs an und meinte, das sei ja ganz nett, was ich da gemachte hätte, um schließlich in Bezug auf meine relativ bescheidenen Klavierkünste trocken hinzuzufügen: „Sagen Sie mal, können Sie eigentlich nur C- und F-Dur?“

Weilands sarkastische Spitzen, seine Art, Kritik deutlich und unverblümt zu äußern, speziell auch in scharfzüngig formulierten Aktennotizen, die bisweilen mit passenden lateinischen Zitaten versehen waren – diese Form der dienstlichen Kommunikation war das Salz in der Suppe unserer sehr vertrauensvollen und kollegialen Zusammenarbeit über gut zwei Jahrzehnte.

„Tingeltangel ist Unterhaltung,
aber Unterhaltung ist nicht Tingeltangel“

(A. C. Weiland)

Ich habe A. C. Weiland (24. 4. 1924 – 7. 7. 2015) in Erinnerung als leidenschaftlichen Rundfunkmann mit einer exzellenten Begabung fürs Künstlerisch-Kreative in Wort, Musik und Realisation. Ihm ging es in seinen – freilich nicht immer mit Beifall aufgenommenen – kritischen Kommentaren zu Sendungen vor allem um die Einhaltung professioneller Standards und damit letztlich um die Qualität des Programms. Schließlich hatte er als Radio-und Fernseh-Pionier, als Schauspieler, Regisseur und Autor und nicht zuletzt auch als Komponist und Musiker bereits in den fünfziger Jahren Qualitätsmaßstäbe gesetzt und in seiner vierzig Jahre währenden Tätigkeit beim SR herausragende Sendungen in Hörfunk und Fernsehen geschaffen, die mit seinem Namen verbunden bleiben werden.

Was mich selbst und meine musikalischen „Künste“ betrifft, so habe ich mich während unserer zwanzigjährigen Zusammenarbeit selbstverständlich davor gehütet, in A. C. Weilands Gegenwart jemals wieder Klavier zu spielen.

(Redaktion für den Arbeitskreis SR-Geschichte: Axel Buchholz (ab); Mitarbeit: Eva Röder (Gestaltung/Layout), Roland Schmitt (Fotos/Recherche).

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