Fundstücke Mai, Hüsch: Gerd Dudenhöffer (Foto: SR)

Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend EXTRA: Saarbrettl

 

Parallel zum Haupt-Gesellschaftsabend des SR gab es in den 80er Jahren in Kooperation mit der Saarbrücker Zeitung und deren erfolgreicher Kleinkunstreihe "Saarbrettl" einen regionalen Ableger des Gesellschaftabends mit Hanns Dieter Hüsch. Lutz Hahn, verantwortlicher SR-Redakteur dieser Sendung, erzählt die Geschichte von "Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsaben EXTRA - Saarbrettl".

Von Lutz Hahn

Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre gab es im Saarland (wohl auch in anderen Bundesländern) eine Rückbesinnung auf das Regionale, eine Betonung des Eigenen. Der SR reagierte auf diese Anforderung 1980 mit der Gründung der Saarlandwelle. Sie sollte dem Bedarf nach vermehrter regionaler Berichterstattung gerecht werden.

Dazu gehörte auch die Beschäftigung mit den im Saarland und seiner Umgebung vorkommenden Mundarten sowie ein wohlwollender Blick auf die gewachsene regionale Kleinkunstszene. Für beide Bereiche stand schon sehr früh der Bexbacher Komik-Kabarettist Gerd Dudenhöffer (Foto oben/Foto: SR), der seinen Aufstieg mit regelmäßigen Gastspielen auf SR 3 begann. Hier wurde die saarländische Figur des „Becker Heinz“ geschaffen und auf den Weg gebracht. Der Erfolg stellte sich bald ein, und Dudenhöffers öffentliche Auftritte füllten immer größere Säle.

Gerd Dudenhöffer trug sicher schon ganz wesentlich bei zum großen Erfolg des SAARBRETTL bei. Es wurde im März 1982 von der Saarbrücker Zeitung ins Leben gerufenen. Innerhalb eines Jahres gab es zehn ausverkaufte Vorstellungen an verschiedenen Orten im Saarland. Wolfgang Weber, der verantwortliche Redakteur der SZ, resümierte: „Kleinkunst ist nicht mehr nur ein Stiefkind zwischen Theater und Konzert; sicher mehr denn je eine aktive kulturelle Kraft, die sich nicht zuletzt durch das „Saarbrettl“ eine breite Basis erarbeitet hat. Man denke nur an den Komik-Kabarettisten Gerd Dudenhöffer, dessen Popularität mehr und mehr zunimmt, oder an das Saarlouiser Amateurkabarett ,Filzläuse‘ (Anmerkung des Autors: Zum Ensemble gehörten damals u. a. Manfred Spoo und der spätere Kultusminister Klaus Kessler).“ Auch das SR Fernsehen würdigte diese saarländische Kabarettreihe. Es sendete am 9. Februar 1983 im „Saarbrücker Bilderbogen“ein „Saarbrettl-Feature“ von Gerhard Bungert.

Als Abschluss und „krönender Höhepunkt“ der „Saarbrettl“-Tournee kam es am 11. Februar 1983 zu einem auf SR 3 Saarlandwelle direkt übertragenen „Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend Extra: Saarbrettl“ im Großen Sendesaal des SR. Wolfgang Weber war mit dieser Idee bei SR-Kabarettredakteur Karl-Heinz Schmieding auf Zustimmung gestoßen. Auch H. D. Hüsch war gern bereit, der saarländischen Kleinkunstszene positiv zur Seite zu stehen. So kam es zur ganz offiziell abgesegneten Kooperation von SR und Saarbrücker Zeitung.

 (Foto: SR)
Hanns Dieter Hüsch war der Gastgeber der Reihe „Gesellschaftsabend Extra: Saarbrettl“ (Foto: SR)

Bei dieser Veranstaltung wirkten neben Gastgeber Hüsch mit: Gerd Dudenhöffer, der Liedermacher und Kabarettist Jürgen Albers (heute SR-Redakteur u. a. der bekannten Sendung „Fragen an den Autor“), das Duo „Jacoby & Schorsch“ (heute beide solistisch tätig), die Folkgruppe „An Erminig“ (noch aktiv), das Theater „Blaue Maus“. Die Mitglieder dieses Ensembles haben auch heute noch einen guten Ruf in der saarländischen Kulturszene. Ruth Boguslawski und Dieter Desgranges betreiben das „Theater im Viertel“ neben der Feuerwache. Madeleine Giese ist heute eine anerkannte Krimiautorin. Bob Ziegenbalg und Detlef Kraemer sind leitende Kräfte im Kinder- und Jugendtheater „Überzwerg“. Peter Tiefenbrunner ist Autor der wöchentlichen Satire „Brunners Welt“ auf SR 2, schreibt, spielt und organisiert Kleinkunstprogramme für die Spielstätte „Domicil Leidinger“. Nicht zu vergessen, dass am ersten „Hanns Dieter Hüsch Gesellschaftsabend EXTRA: Saarbrettl“ ebenfalls die Dixieland-Jazzband „Rabbit Mountain Ramblers“ (u. a. mit den SR-Kollegen Frank Rainer Huck und Hans Jürgen Schlichting) ebenso mitwirkte wie die auch international erfolgreiche Folkgruppe Espe. Sie ist heute nicht mehr aktiv. Damals waren dabei Gabi Bollinger (heute Filmautorin auch für den SR), Hans Bollinger (heute Leiter des ökologischen Schullandheims „Spohns Haus“ in Gersheim), Walter Krennrich (verstorben) und Thomas Doll.

Nach einer mehrjährigen Pause schlug Wolfgang Weber 1986 seitens der SZ eine Neuauflage des Modells vor. Hüsch sollte in einer Veranstaltungsreihe „Hüschs Gesellschaftsabend Extra: SAARBRETTL“ an verschiedenen Orten im Saarland Vertreter der heimischen Kleinkunstszene vorstellen. Karl-Heinz Schmieding stimmte gern zu und übertrug mir die Redaktion beim SR. Am 9. November 1986 kam es in der Stadthalle Dillingen, wo auch das allererste „Saarbrettl“ über die Bühne gegangen war, zum Neustart. Auch wenn besonders zugkräftige und beliebte Künstler wie Dudenhöffer oder Espe nicht mehr mit von der Partie waren, konnte Hüsch neben seinen eigenen Kabarettstückchen auch immer wieder interessante Ensembles und Solisten aus dem Land präsentieren. Gleich beim ersten Abend z. B. das Marpinger Duo „Harakatz & Ali“, das gerade bei der St. Ingberter Woche der Kleinkunst mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden war. Später haben diese beiden – Jürgen Brill und Uli Schu – sich bekanntlich umbenannt in „Langhals & Dickkopp“. Mit ihrem locker-lebendigen und einfallsreichen Humor, den sie gekonnt in ihrer Conference und in ihren Liedern meist in Marpinger Platt pflegen, sind sie bis heute im ganzen Land gern gesehene Gäste.

Ebenfalls gut an kam der sanfte Spott des Mundartliederpoeten Hans-Walter Lorang, der sich ebenfalls als „Dauerbrenner“ in der saarländischen Kleinkunst- und Mundartszene etabliert hat. Er kann heute mit seinen Veranstaltungen im Dillinger Lokschuppen, die vom SR für den Hörfunk aufgezeichnet werden, auf eine große Fangemeinde zählen. Die Saarbrücker Theatergruppe „S' Irene“, die ebenfalls beim ersten Abend in Dillingen mitwirkte, hat sich dagegen längst aufgelöst. Aber alle Ensemblemitglieder – Alice Hoffmann, Bettina Koch, Ingrid Braun, Dietrich-Paul Conrath, Wolf Giloi – sind anderweitig aktiv und Kleinkunstkennern ein Begriff.

Nach der ersten „Hüsch: Saarbrettl“-Veranstaltung folgten bis 1990 sieben weitere Abende – in St. Ingbert, St. Wendel, Saarlouis, Neunkirchen, Bexbach, Elversberg und noch einmal abschließend in Dillingen. Bemerkenswerte Gruppen – gute Amateure und halbprofessionelle Ensembles – boten durchaus originelles Kabarett. Mal heiter volkstümlich in Mundart wie das Neunkircher Quartett des Theatervereins „Die Kulisse“, das sich unter dem Namen „Welljerholz“ auch später noch sehr lange behaupten konnte (Claus Zewe, der Hauptautor dieser reinen Männergruppe, hat übrigens sehr viele Mundarthörspiele für SR 3 geschrieben, z. B. die erfolgreiche Serie „Unser Keenich“). Mal eher kritisch-satirisch wie das Schauspielschüler-Ensemble „Pülsli Power“ (damals gab es die staatliche Schauspielschule in Saarbrücken noch), die Kacheltheater Compagnie Saarbrücken oder das Theater Quicksilber mit Alice Hoffmann, Gabi Bernstein und Henk Nuwenhoud.

Saarbrettlplakat

Als Solist feierte Detlev Schönauer auch in der zweiten Saarbrettl-Staffel große Erfolge. Der Solist Manfred Spoo wurde besonders bei seinem „Heimspiel“ im Saarlouiser „Theater am Ring“ mit viel Beifall bedacht. Erstmals 1988 konnte sich der junge Monty Arnold in einem „Saarbrettl“ präsentieren.

Zu erinnern ist auch an die vielen hervorragenden Musikgruppen, vom Herry Schmitt-Trio über die Dixieland Hepcats, Saarjazzo, die Susan Weinert-Band, das Fritz Maldener-Quartett bis zu Calabrun, An Erminig und den legendären „Marx, Rootschild, Tillermann & Amby“.

Es wäre noch einiges mehr zu nennen, aber ich möchte zum Schluss ein Musik-Trio hervorheben, das in der „Hüsch: Saarbrettl“-Serie zweimal zum Zuge kam und jedes Mal für Begeisterung sorgte: das Trio Toccato. Detlev Schönauer, Martin Folz und Michael Fromm, drei bestens ausgebildete Pianisten, boten turbulente musikalische Parodien und geistvoll-witzige Moderationen.

Bei der Abschlussveranstaltung am 3. 12. 1990 glänzten die drei u. a. mit einer Parodie auf Mozarts „Zauberflöte“. Ihre Oper nannten sie die „Die Wunderhupe“. Die drei sind in der Folge nicht mehr häufig zusammengekommen, die Wege haben sich getrennt. Michael Fromm ist Lehrer geworden, Martin Folz bekanntlich ein hochgeschätzter Chorleiter und aktuell u. a. künstlerischer Leiter beim europäischen Zentrum für Chorkultur.

Trotz vieler interessanter Künstler: gegen Ende zog die Reihe nicht mehr so viel Publikum an wie zu Beginn und wurde daher einvernehmlich eingestellt. Dem geschätzten Kollegen Wolfgang Weber von der SZ begegne ich gelegentlich mal bei einer Kleinkunstveranstaltung wie beim „Politischen Aschermittwoch“ im Theater Blauer Hirsch in Saarbrücken. Unser beider Begeisterung für die Kleinkunst besteht weiter.

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