Filmbewertungsstelle würdigt auch SR-Reihe: „Fragen Sie Dr. Jaeger“

(khs) Der Kabarettist, Maler und Performance-Künstler Heino Jaeger hatte seine Radio-Heimat beim Saarländischen Rundfunk. Von 1973 bis Ende der 70er Jahre gestaltete er neben Live-Auftritten in "Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend" vor allem die Reihen "Fragen Sie Dr. Jaeger" und "Das aktuelle Jaegermagazin". Dies würdigte auch die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), die Gerd Kroskes Jaeger-Porträtfilm „Look before you kuck“ 2012 mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ auszeichnete. In der Begründung heißt es unter anderem: 

„Jägers Leben war überschattet von seinen Kindheitserlebnissen, dem Bombenangriff auf Dresden, den er überlebte. Sein Vater war Nazi. Er hat eine gute Beobachtungsgabe, bringt das Charakteristische an der Persönlichkeit des Menschen mit dem Zeichenstift und der Stimme auf den Punkt. Seine Malerei ist dabei stets eine kreative Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Kunst der Jahrhundertwende und der Nazi-Symbolik, sie verweigert sich allen Einordnungen.

Als beißender Kommentator des Zeitgeistes  und glänzender Hitler-Parodist tritt er unter anderem mit Hanns Dieter Hüsch auf und moderiert für den Saarländischen Rundfunk die unvergessene Rundfunkreihe Fragen Sie Dr. Jaeger. Der Sender trennt sich von ihm, Jaeger hatte Termine platzen lassen. Sein Alkoholproblem ist unübersehbar.

SR-Sendungen sind erhalten

Nach mehreren Bränden und anderen Vorfällen weist er sich Mitte der 1980er Jahre selbst in das psychiatrische Pflegeheim Bad Oldesloe ein, wo er entmündigt 1997 in schizoider Dämmerung verstirbt. Die Bilder und Zeichnungen Jaegers sind überliefert, ebenso die Sendung des Saarländischen Rundfunks und viele Fotos. Filmaufnahmen sind rar. Aus diesem Material sowie den Erinnerungen von Familienmitgliedern, Freunden und künstlerischen Wegbegleitern schuf Kroske das Porträt eines 68ers, der nicht aus dem intellektuellen Milieu kommt, der künstlerisch im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen die Brücken zur Vergangenheit nicht radikal abbricht, sondern sich an der Last der Vergangenheit reibt, ihr Bewahrenswertes entdeckt und an ihr verzweifelt, der letztlich auch in der künstlerischen Reflexion von Gegenwart und Vergangenem keine Basis der psychischen Verarbeitung findet. Jaeger flüchtet sich in eine anarchisch anmutende Verrücktheit, die bald in wirklichen Wahn übergeht.“

Redaktion für den Arbeitskreis SR-Geschichte: Axel Buchholz; Mitarbeit: Thomas Braun, Karin Beaumont, Reiner Buhl, Michael Fürsattel, Sven Müller, Karin Nonnweiler, Roland Schmitt

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