Lutz Hahn zu Petra Michaely als "Sozialarbeiterin"
Ich habe die SR-Autorin Petra Michaely gleich zu Beginn meiner Tätigkeit beim SR 1969 kennengelernt. Sie war zu der Zeit längst eine geschätzte Journalistin, deren Features über brennende soziale Themen auch in vielen deutschen Radioprogrammen gesendet wurden.
Für die Unterhaltungsabteilung im Hörfunk betreute Petra Michaely als freie Mitarbeiterin am Sonntagmorgen eine Sendung, in der auch soziale Themen zur Sprache kamen, zum Teil in Form feuilletonistisch angelegter Beiträge. Diese Sendung sollte ich übernehmen. So kam ich mit Petra Michaely ins Gespräch und blieb es in gewisser Weise über viele Jahre, obwohl die Zuständigkeit für die genannten Themen genau zu diesem Zeitpunkt an andere Redaktionen fiel.
Für die Unterhaltung (z.B. für die „Bunten Funkminuten“ mit Moderator Klaus Groth) schrieb Petra Michaely in der Folge eher kleinere Beiträge. Wie sie es gern ausdrückte: "Zur Erholung" von den oft bedrückenden Erfahrungen bei der Recherche schwieriger gesellschaftlicher Themen.
Sie kam regelmäßig in der Redaktion vorbei und berichtete von ihren Erfahrungen und Erlebnissen. Im Zusammenhang mit ihrer journalistischen Arbeit als Sozialreporterin engagierte sie sich häufig auch sehr praktisch für sozial Benachteiligte und Hilfsbedürftige als persönliche „Sozialarbeiterin“. Entlassenen Strafgefangenen etwa, versuchte sie bei der Resozialisierung zu helfen. Ein schriftstellerisch sehr begabter Ex-Häftling fand so den Weg zum SR.
In dieser Hörspiel-Familienserie "Der verwaltete Engel" hat Petra Michaely mit humorvollem Blick ein Stück eigener Familiengeschichte verarbeitet.
Die Erfahrungen des Försters Engel und seiner Familie mit der
Forstverwaltung, der Umzug in das direkt an einer Straße gelegene
Forsthaus Neuhaus und die Verwicklungen in der Familie selbst gaben
reichlich Stoff ab für die 11teilige Serie. Sie lief von Oktober bis Dezember 1986 auf SR3 Saarlandwelle. Regie führte Norbert Schaeffer, der in Hörspielkreisen äußerst renommiert war und ursprünglich vom SR kam. Besonders mit dem damals sehr erfolgreichen Schauspieler Karl-Michael Vogler hatte er für eine prominente Besetzung gesorgt.
Petra Michaelys zweiter Mann, Heinz Brehm, war ja Förster und liebte wie sie die Natur und vor allem Islandpferde – die folglich quasi zur Familie gehörten.
Um geeignete Fotos für die Hauszeitung SR-Info zu bekommen, war Petra Michaely mit mir auch vorher zur "Tatort"-Besichtigung gefahren. Die ganze Produktion ist Petra Michaely lange in so guter Erinnerung geblieben, dass sie mich auch viel später noch freudig darauf angesprochen hat, sogar dann noch mehrfach, als sie schon auf ihrem traurigen Weg ins große Vergessen war.
Zur Person
Lutz Hahn war von 1969 bis 2005 Unterhaltungsredakteur im Hörfunk für alle drei Programme des SR. Er betreute unter anderem Krimi-, Kabarett- und Mundartsendungen, produzierte satirische Beiträge (zum Beispiel mit Hape Kerkeling am Anfang von dessen Karriere) und war nach Karl-Heinz Schmieding Redakteur des SR-Gesellschaftsabends.