Petra Michaely und der Nationalsozialismus
Für die „Fundstücke aus der SR-Geschichte“ interviewte Axel Buchholz die Germanistin Amelie Schneider. Sie arbeitet zurzeit an einer Doktorarbeit über die SR-Journalistin Petra Michaely.
Axel Buchholz: Petra Michaely hat ihre journalistische Ausbildung noch in der Hitlerzeit bei der NSZ Westmark begonnen. In der Saarbrücker Redaktion dieser amtlichen Nationalsozialistischen Zeitung für den Gau Westmark bekam sie in der Saarbrücker Redaktion einen Vertrag als „Schriftleiterin in Ausbildung“.
War sie als junge Frau vom Nationalsozialismus überzeugt?
Amelie Schneider: Sie äußert sich an keiner Stelle direkt. Die meisten Einträge im Tagebuch drehen sich um typische Schulmädchengeschichten, Tanzen, Kino, Mode etc. Erst als Kameraden im Krieg fallen, wird sie nachdenklicher. Reichsarbeitsdienst und Kriegshilfsdienst macht sie notgedrungen mit, ist aber nicht begeistert.
Bei der Nationalsozialistischen Zeitung landet sie im April 1944, weil sie eine Ausbildung machen muss und nur einen Platz bekommt, wenn der als kriegswichtig eingestuft wird. Da ihre Leidenschaft nun mal das Schreiben ist, war es naheliegend, bei der Zeitung anzufangen. Ich würde hier nicht von einer politisch motivierten Handlung sprechen.
Wie hat sie später den Nationalsozialismus selber gesehen?
Auch später äußert sie sich nicht konkret dazu. Es gibt eine Stelle im Tagebuch vom 9.05.1945, also direkt nach Kriegsende, wo sie schreibt:
"Wenn ich Nachrichten höre, werde ich stets von Neuem erschüttert über die Masse der Lügen, die ich Würmchen glaubte. Für dieses Lügengespinst habe ich also meine Jugend geopfert und bei Bauern und in Fabriken zugebracht. Daneben sehe ich aber immer noch das Gute, aber mir deucht allmählich, daß dies alles nur Mittel zum Zweck war."
Wie hat sich Petra Michaelys politische Einstellung entwickelt?
Es gibt die private Aussage aus einem Interview mit ihrem (zweiten) Ehemann, dem Förster Heinz Brehm, dass Religion und Politik Privatsache für sie gewesen seien. In ihrer Rede zum 25-jährigen Jubiläum des Saarländischen Journalistenverbandes sagte sie jedoch, dass sie als Journalistin manchmal die Sehnsucht habe, "Bäcker zu sein, ein Bäcker, der unter jeder Regierung unangefochten und allseits geschätzt die gleichen guten Brötchen backen darf, aber man sei als Journalist eben kein Bäcker und müsse aufpassen, dass man nicht manipuliere und auch nicht manipuliert werde."