Die Europaflagge im Wind (Foto: picture alliance / dpa / Marijan Murat)

Kleist für europäische digitale Plattform

Keynote "Europa strauchelt – was machen die Medien?" anlässlich der Deutsch-Französischen Medienfachtagung des Gustav-Stresemann-Instituts in Bonn

  24.04.2018 | 15:46 Uhr

In seiner Keynote "Europa strauchelt - was machen die Medien?", anlässlich der Deutsch-Französischen Medienfachtagung des Gustav-Stresemann-Instituts in Bonn, bekräftigte SR-Intendant Professor Thomas Kleist seine Forderung nach der Schaffung eines europäischen Kommunikationsraumes.

Der Intendant des Saarländischen Rundfunks, Professor Thomas Kleist, bekräftigte in seiner Keynote "Europa strauchelt – was machen die Medien?" anlässlich der Deutsch-Französischen Medienfachtagung des Gustav-Stresemann-Instituts in Bonn seine Forderung nach der Schaffung eines europäischen Kommunikationsraumes unter anderem mittels des Aufbaus einer eigenen europäischen digitalen Plattform – und zwar als Ergänzung zu den internationalen Plattformbetreibern, den sogenannten GAFAs (Google, Amazon, Facebook, Apple): „Es freut mich, dass der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm diese Idee ebenfalls für eine große nationale Kooperation zusammen mit den Verlegern verfolgt. Er hat dabei die volle Unterstützung des Saarländischen Rundfunks“, sagte Kleist. Und weiter: „Wenn Deutsche und Franzosen in der Lage sind zusammen Großraum-Passagier-Flugzeuge zu konstruieren und zu bauen, warum sollen wir es dann nicht auch schaffen, eine gemeinsame Kommunikationsinfrastruktur zu stemmen, die für unser künftiges Zusammenleben und das weitere Zusammenwachsen Europas von essentieller Bedeutung sein wird.“

Für ein wie auch immer vereinigtes Europa reiche es eben nicht aus, wenn Politiker und Intellektuelle die komplexen Wechselbeziehungen im europäischen Kontext richtig einordnen könnten und auch ein gemeinsames politisches Ziel formulierten, sagte Kleist. Dazu bedürfe es eines breiteren Konsenses auch und insbesondere in der gesamten Bevölkerung.

„Daher bin ich der festen Überzeugung, dass die europäische Idee langfristig nur dann eine realistische Chance auf Verwirklichung und praktische Umsetzung hat, wenn es uns gelingt, aus dem politischen Raum `Europa´ einen echten europäischen Kommunikationsraum zu schaffen“, führte der Intendant des Saarländischen Rundfunks aus. „Hierfür wiederum brauchen wir unabhängige Qualitäts-Medien und Journalistinnen und Journalisten, die dieses Ziel tagtäglich als Arbeits-Auftrag verstehen. Das Saarländische Mediengesetz und die tägliche Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Saarländischen Rundfunks könnten dabei Pate stehen.“ Dabei sollte immer auch der europäische Gedanke mitschwingen, so Kleist: das Andersartige zulassen, erfahren, davon lernen und zwar gegenseitig.

„Es gehört auch zu den Aufgaben der Medien, dies zu vermitteln und auch das gegenseitige, multilaterale Verständnis zu fördern. Sich selbst mit den Augen des Nachbarn betrachten, um ihn – und sich – zu verstehen und darauf fußend eine positive gemeinsame Grundhaltung, einen Common Sense, aufzubauen. Kurzum: Europa muss sich auf das besinnen, was es verbindet, beziehungsweise was es im Innersten zusammenhält: die gemeinsame, kulturelle Erfahrung und seinen Wertekanon. Der europäische Wirtschaftsraum und die Verständigung auf gemeinsame technische Standards sind in Zeiten der Digitalisierung wichtig, haben aber in erster Linie dienende Funktion, während die kulturellen Bindungen für das gedeihliche Zusammenwirken der Menschen in Europa wegweisend sind. Für den geforderten europäischen Kommunikationsraum bieten die Digitalisierung und Virtualisierung der Kommunikation jedenfalls neue Perspektiven; denn in Zeiten von Internetplattformen, Streams, Podcasts und Webradios verlieren die durch nationale Medienordnungen aufgebauten Hürden peu à peu an Bedeutung.“

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