Broshuda (Musik), Bettina Kurth (Carole), Gábor Biedermann (Clément) (Foto: SR/Oliver Dietze)

„Feuersturm“ ist Hörspiel des Monats April 2021 

SR-Produktion in Zusammenarbeit mit Dlf Kultur

  04.05.2021 | 16:28 Uhr

Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste hat das Hörspiel „Feuersturm“ von David Paquet zum Hörspiel des Monats April gewählt. Das Stück wurde gemeinsam vom Saarländischen Rundfunk und von Deutschlandfunk Kultur produziert und am Sonntag, 11. April, auf SR 2 KulturRadio in der Sendung „HörspielZeit“ urgesendet.

Die Übersetzung aus dem kanadischen Französischen stammt von Frank Weigand, Regie führte Anouschka Trocker, Dramaturgie und Redaktion hatte Anette Kührmeyer (SR).

Sprechrollen übernahmen Tilla Kratochwil, Bettina Kurth, Effi Rabsilber, Nele Rosetz, Janina Rudenska und Gábor Biedermann. Die Musik kam von Broschuda (elektronische Musik) und Seby Ciurcina (Gitarre). 


Über das Hörspiel des Monats

Seit 1977 werden die „Hörspiele des Monats“ von einer dreiköpfigen Jury gewählt. Die Jury wird von den Sendern gemeinsam mit der Akademie bestimmt. In den Wettbewerb kommen die von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten monatlich vorgeschlagenen Ursendungen. Die Jury hört und beurteilt die eingereichten Hörspiele und wählt das interessanteste/bemerkenswerteste Hörspiel des Monats. Gastgebender Sender für die Jury-Sitzungen ist 2021 der Österreichische Rundfunk (ORF) in Wien. 2019 war der Saarländische Rundfunk ein Jahr lang Gastgeber für die Jury.

Aus den zwölf ausgewählten Hörspielen wird seit 1987 das "Hörspiel des Jahres" gewählt und in einer öffentlichen Veranstaltung in Frankfurt am Main vorgestellt.


Die Jury-Begründung

Zur Begründung ihrer Entscheidung schreibt die Jury der Akademie der Darstellenden Künste:

Selten zieht das Zuhören so in den Bann wie im Fall von „Feuersturm“ des kanadischen Autors David Paquet. Was geht hier vor sich? Kann man es denn wirklich glauben? Wie ein modernes böses Märchen, in dem sich in einer x-beliebigen Familie eine Verwünschung festgebissen hat, rollt das Hörspiel gewitzt und zügig die Verderben bringenden Verhältnisse dreier Generationen aus.

Schlimmste Dinge geschehen, ein Vater hat sich umgebracht, ein Kind löscht seine Familie aus, ein anderes Kind wird weggelegt (bzw. verschickt!). Und doch greift hier nicht die große Tragik Fuß – dafür bleibt gar keine Zeit -, sondern der Schalk einer leichthändigen, schwarzhumorigen Erzählung, der sich in knappen Dialogen weit über den fatalen Inhalt erhebt.

"(...) ein Kunststück, wenn nicht ein Zauberwerk."

In drei Teilen entfaltet sich, dramaturgisch höchst raffiniert, ein mysteriöser Abstammungs- und Sippenhaftungsthriller, in dem wahrlich nichts Erwartbares passiert. Und dennoch sind es die ganz banalen Dinge, die es in sich haben: Kekse backen, ins Kino gehen, Haustiere halten. Es fällt kein Wort zu viel. Ein vokaler Purismus und eine heutzutage ungewöhnliche, aber wirkmächtige auditive Schlankheit - Dialoge, Selbstgespräche, Telefonate, Musik – würdigen zudem eine Sprache, die alles Abgegriffene ausspart und die den Ereignissen in präziser Schärfe folgt.

Ausgehend von den Drillingen Claudine, Claudie, Claudette und weiter über Clement und Carole bis hin zu Caroline und ihrer lebensgefährlichen Libido zieht sich eine unergründliche Spur der Vorbestimmung, die das Motiv der Unentrinnbarkeit auf vergnügliche Weise durchspielt. Trotz eines großen Erzählbogens über mehrere Generationen findet sich in diesem phantastischen Hörspiel Platz für aussagekräftige, intensive Momente einzelner Figuren, die man so schnell nicht wieder vergisst. Das alles zusammen ist ein Kunststück, wenn nicht ein Zauberwerk. Und ein überaus gelungenes Beispiel einer verdichteten Fabulierkunst.


In der SR-Mediahtek zu hören

Die jetzt als „Hörspiel des Monats April“ ausgezeichnete Produktion steht noch bis April 2022 in SR-Mediathek:

https://www.sr.de/sr/mediathek/audio/SR2_SR2_HSZ_546.html

und auch in der ARD-Audiothek zum Herunterladen.

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