Schöner Schein, wenig dahinter? „offen un' ehrlich“ über das teure Geschäft mit dem perfekten Lächeln (Foto: funk)

„offen un' ehrlich“ über das teure Geschäft mit dem perfekten Lächeln

Schöner Schein, wenig dahinter?

  02.07.2020 | 15:56 Uhr

Wer regelmäßig Instagram nutzt, dem ist "DrSmile" mit Sicherheit bereits mehrfach begegnet. Das Unternehmen bewirbt eine Ultraschallzahnbürste mit Hilfe von Influencern aller Reichweiten-Klassen. Offen un' Ehrlich, das Funk-Format des Saarländischen Rundfunks, hat bei Recherchen nun starke Zweifel an der Wirkung der Ultraschallzahnbürste aufgeworfen.

Der Anbieter der günstigen Zahnschienen aus dem Netz macht diese plakativen Versprechungen: "Nur wenige Praxisbesuche, günstige Preise und ein Lächeln, wie das der Lieblingsinfluencer." Firmen wie DrSmile versprechen gerade Zähne ohne viel Aufwand.

Aber hält das Unternehmen, was es verspricht? Was verbirgt sich hinter der „Smart Technology“, die das Unternehmen selbst entwickelt haben will? Warum bekommen ehemalige Patientinnen und Patienten Post vom Anwalt und müssen Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben? Diesen und anderen Fragen sind die Journalistinnen und Journalisten von „offen un' ehrlich“ in ihrem neuen Video nachgegangen.

Unterschreitung der Standards bei Diagnostik und Therapie

Im Zuge der Recherche hat „offen un’ ehrlich“ auch mit Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden sowie mit Zahnärztinnen und Zahnärzten ganz generell über Zahnspangen aus dem Netz gesprochen. Besonders die geringe Anzahl von vorgeschriebenen Kontrollterminen erhöhe das Risiko, dass die Behandlung nicht zum erwünschten Ergebnis führt.

In schlimmen Fällen könnten sogar langfristige Schäden entstehen, die sich erst nach Jahren manifestierten. Bereits vor zwei Jahren machte der Vorsitzende des deutschen Kieferorthopädenverbandes, Hans-Jürgen Köning, auf diese und weitere Probleme aufmerksam. Sein Fazit: DrSmile unterschreite die „Standards bei Diagnostik und Therapie“. DrSmile wollte gerichtlich dagegen vorgehen - scheiterte aber in der ersten Instanz.

Zahnbürste versagt im TÜV-Test

In seinem Online-Shop bietet DrSmile zudem eine „Ultraschall-Zahnbürste“ für 99 Euro an. Die Recherchen zeigen: Diese Zahnbürste ist offenbar ein Fake. Der TÜV hat die Zahnbürste getestet - und eine merkwürdige Entdeckung gemacht. Statt der möglichen 96 Millionen Schwingungen pro Minute schwang die getestete Zahnbürste lediglich rund 17.000 bis 35.000 Mal. Viel zu wenig also, um als Ultraschall-Zahnbürste deklariert werden zu können. Damit konfrontiert, reagierte das Unternehmen über seinen Anwalt. Man befürchte tendenziöse Berichterstattung - und werde die Fragen nicht beantworten.

Hier können Sie das Video von offen un' ehrlich ansehen.

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