Logo Saarländischer Rundfunk (Foto: SR)

14. Festival Primeurs 2021: Autorenpreis für Oliver Choinière, Übersetzerpreis für Hinrich Schmidt-Henkel und Franziska Baur

  15.01.2021 | 17:56 Uhr

Mit der Bekanntgabe der Primeurs-Preisträger auf SR 2 KulturRadio ist am Nachmittag das 14. Festival Primeurs zu Ende gegangen. Seit November vergangenen Jahres gab es beim Festival, das pandemiebedingt erstmals online stattfand, Woche für Woche französische Dramatik zu entdecken; insgesamt sechs Theaterstücke wurden erstmals in deutscher Übersetzung präsentiert.

„Der Saarländische Rundfunk ist seit Anfang an Partner des Festivals Primeurs. Für den SR ist die Unterstützung frankophoner Ereignisse Teil seiner Frankreichstrategie, denn die Pflege der deutsch-französischen Beziehungen ist Gegenstand seines öffentlich-rechtlichen Auftrags. Wegen Corona konnte die Preisverleihung im November nicht wie gewohnt live in der Alten Feuerwache stattfinden. Das ist bedauerlich. Wir haben daher sehr gerne die Aufgabe übernommen, bei der aktuellen Festivalausgabe die Gewinnerinnen und Gewinner live auf SR 2 KulturRadio bekanntzugeben, zumal der Saarländische Rundfunk auch diesmal Mitstifter beider Preise ist“, sagte SR-Intendant Professor Thomas Kleist.

Einen Autor, eine Übersetzerin und einen Übersetzer kürte die Fachjury – bestehend aus Anne Legill (Les Théâtres de la Ville de Luxembourg), Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle (Lehrstuhl Französische Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes) und Dr. Dirk Olaf Hanke (Verlagsleiter des Drei Masken Verlag, München) – zu den Preisträgern des 14. Primeurs-Festivals:

Olivier Choinière (Foto: Charles Lafrance)
Olivier Choinière

Der mit 3.000 Euro dotierte Autorenpreis geht an den kanadischen Schriftsteller Olivier Choinière, der mit "Manifest der Jungen Frau" (Manifeste de la Jeune-Fille) überzeugte: "Das Stück (…) vermittelt eine Vorstellung von der Ratlosigkeit der gegenwärtigen Welt – ohne in die Unverbindlichkeit des Surrealen abzugleiten", so die Jury und lobte den temporeichen Text als "witzig, stellenweise bissig und satirisch." Das Theaterstück erschließe "eine neue Möglichkeit, mit dem Theater umzugehen und dabei auch das Theater selbst zu reflektieren."

"Manifest der Jungen Frau" rückt ein junges Mädchen als exemplarischen Teil der Konsumgesellschaft ins Zentrum der Handlung: Die Protagonistin ist gegen Konsum, natürlich. Und doch gibt es für sie kein anderes Thema: Mode, Essen, Partnersuche, Kultur, Krieg und Lifestyle – zu all dem äußert sie sich, ununterbrochen, ohne Pause, emotionsgeladen. Spannend: Die Geschichte kommt nicht als Ein-Frau-Stück daher. Insgesamt sieben Schauspielerinnen und Schauspieler verkörpern dieses rebellische und zugleich angepasste Wesen – und katapultieren die Zuschauerinnen und Zuschauer in eine Art Bungeejumping von Haltungen und Meinungen.

Angesichts der zahlreichen gelungenen Übersetzungen wurde der mit 1.000 Euro dotierte Übersetzerpreis geteilt: Sowohl Hinrich Schmidt-Henkel als auch Franziska Baur (die diesen Preis zum zweiten Mal in Folge erhält) dürfen sich über die Auszeichnung freuen.

Hinrich Schmidt-Henkel (Foto: Ebba D. Drolshagen)
Hinrich Schmidt-Henkel

Hinrich Schmidt-Henkel bekommt den Preis für seine Übersetzung "Manifest der Jungen Frau": Das Stück stellt, so die Einschätzung der Jury, "aufgrund seiner sprachlichen Virtuosität höchste Ansprüche an den Übersetzer." Schmidt-Henkel sei ein "kongenialer Übersetzer", dem es gelinge, "im Deutschen Äquivalente für sprachliche Floskeln und Clichés zu finden" und dabei die "rhythmische Struktur zu treffen."

Franziska Baur (Foto: David Spaeth)
Franziska Baur

Franziska Baur erhält den Übersetzerpreis für ihre Übertragung von Tiphaine Raffiers "Phantomschmerz" (France Fantôme). Auch dieser Dramentext ist ein "sprachlich hoch anspruchsvolles Stück": Baurs Übersetzung "trifft sowohl die lyrischen Passagen mit großer Musikalität wie die kalte Sprache der technisierten Welt" und bewege sich "souverän zwischen den unterschiedlichen Ebenen des Textes", so das Urteil der Jury.

Autoren- wie Übersetzerpreis werden gestiftet vom Saarländischen Staatstheater, den Freunden des Saarländischen Staatstheaters und dem Saarländischen Rundfunk.

Wer "Manifest der Jungen Frau" und "Phantomschmerz" noch oder noch einmal sehen möchte, hat bis zum Ende der vorletzten Januarwoche Gelegenheit dazu: Die filmischen Lesungen beider Produktionen stehen bis Freitag, 22. Januar, auf www.festivalprimeurs.eu zum kostenfreien Abruf "on demand" bereit.

Und wer die Preisverleihung auf SR 2 KulturRadio verpasst hat, findet die Beiträge der Sendung und Interviews mit der Preisträgerin und den Preisträgern zum Nachhören als "Streaming on demand" auf www.SR2.de.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja