Wir im Saarland - Kultur
Wir im Saarland – Kultur besucht mit dem saarländischen Comic-Zeichner Bernd Kissel Kängurus im Zoo. Außerdem starten wir eine mehrteilige Serie über Völklingen, denn die Stadt feiert in diesem Jahr ihr 1200-jähriges Bestehen und hat kulturell einiges mehr zu bieten als „nur“ das berühmte Weltkulturerbe Völklinger Hütte.
Sendung: Mittwoch 20.04.2022 18.50 Uhr
Die Themen der Sendung
Känguru-Chroniken als Comic-Buch von Bernd Kissel
Seit über einem Jahr veröffentlicht der saarländische Zeichner aus ZEIT online täglich außer sonntags die Känguru-Comics - in enger Zusammenarbeit mit dem Autor Marc-Uwe Kling, der das sprechende Känguru erfunden hat. Im März sind alle bisherigen Strips über das schlagfertige Känguru mit der Vorliebe für Schnapspralinen, kommunistische Ideen und dessen angeblich so langweiligen menschlichen Mitbewohner als Buch erschienen. Wir haben Bernd Kissel im Zoo getroffen und mit ihm über den kreativen Austausch mit Autor Marc-Uwe Kling und das kritische Lektorat des Kängurus gesprochen.
Der saarländische Zeichner ist u.a. mit der Comicserie "SaarLegenden" einem breiteren Publikum bekannt geworden. Inzwischen gehört der Saarbrücker zu den bekanntesten Gesichtern der Comic-Szene im Saarland. In seinen Graphic Novels hat er schon mehrmals literarische Werke in Illustrationen verwandelt. Für "Münchhausen - die Wahrheit über das Lügen" erhielt er - gemeinsam mit Autor Flix - 2016 den Rudolph Dirk Award für die beste literarische Adaption.
1200 Jahre Völklingen - Teil 1: Spuren von Römern und königlichen Hoheiten
Die Stadt Völklingen ist als Stahlstadt der Unternehmerfamilie Röchling in die saarländische Geschichte eingegangen. Doch ihre Anfänge liegen sehr viel weiter zurück. Die erste urkundliche Erwähnung 822 nimmt die Stadt jetzt zum Anlass, ihr 1200-jähriges Bestehen zu feiern. Für uns Grund genug, in einer Serie einmal auf das Völklingen jenseits von Stahl und Eisen zu schauen; auch wenn sich die Stahlindustrie, der Völklingen lange ihren Wohlstand verdankte, nicht ganz ausblenden lässt.
In der ersten Folge unserer Serie nimmt uns unser Autor mit an die Stätten, wo Völklingen seinen Anfang nahm. Zu Überresten der alten Römer, zu Spuren des Königshofs Fulcolingas, der 822 erstmals urkundlich erwähnt wurde und der späteren Stadt ihren Namen gab, und zu dem Ort, an dem die erste Kirche der Völklinger gestanden haben soll. Aber von alldem sieht man nichts oder fast nichts mehr. Und irgendwie ist auch das wieder typisch für Völklingen.
Kunstprojekt für geflüchtete Frauen in Saarlouis
Unter dem Motto „Meine Zukunft soll bunt sein“ erhalten junge Frauen mit Fluchthintergrund die Gelegenheit, ein Kunstwerk zu schaffen. Begleitet und unterstützt werden sie dabei vom Saarlouiser Künstler Mike Mathes. Mit Pinsel und Farben setzen sich die Frauen mit ihrer Vergangenheit auseinander, ihrer Rolle in Familie und Gesellschaft, und zeichnen ihre Zukunft – nach ihren Vorstellungen und Wünschen. Wir waren im Atelier in Saarlouis, haben erste Gemälde gesehen und von Teilnehmenden erfahren, was sich durch das Malen für sie verändert.
Das Kunstprojekt ist eine Kooperation des Jobcenters Saarlouis mit dem Künstler Mike Mathes. Gerade Frauen mit Fluchthintergrund haben es am saarländischen Arbeitsmarkt schwer, sie verdienen deutlich schlechter als Männer aus der Vergleichsgruppe und haben die unsichereren Jobs. Dieses Projekt ist ein Versuch der Integration und soll vier Mal in diesem Jahr stattfinden.
Aktuelle Ausstellung von Katharina Grosse in der Modernen Galerie
Ihre riesigen Bilder in der aktuellen Ausstellung der Modernen Galerie in Saarbrücken dürfen schon mal auf die Nerven gehen, findet die Künstlerin Katharina Grosse. Wer ihre leuchtenden, bunt bemalten Leinwände betrachtet, soll sofort involviert werden. Gemalt hat sie die Bilder in Neuseeland, wo die Künstlerin neben Berlin ein zweites Atelier hat. Aus Neuseeland stammen auch die Äste des regionalen Manuka-Baumes, die sie in die Werke eingearbeitet hat. Die Bilderserie ist in Saarbrücken erstmals in einem Museum zu sehen.
Katharina Grosse ist mit Sprühpistole und Atemmaske bekannt geworden. Damit verwandelt sie ganze Gebäude in Gemälde, in begehbare Farbräume. Parallel dazu arbeitet die in Freiburg im Breisgau geborene Künstlerin aber immer wieder auch an herkömmlichen Formaten, wie denen, die jetzt bis zum 4. September 2022 in der Modernen Galerie in Saarbrücken ausgestellt sind.
Comeback eines Startenors – René Kollo singt romantische Abendlieder
Eigentlich hätte René Kollo gar nichts anderes werden können. Das familiäre Erbe wog schwer. Der Großvater war Berlins Operettenkönig, der Vater komponierte die deutschen Hits der 1940er Jahre. Und der Sohn? Blieb im Fach und wurde ein gefeierter Wagner-Tenor. Er war der schönste Drachentöter, den es je auf der Bühne des Festspielhauses von Bayreuth gegeben hat, der Heldentenor zwischen Paris, Mailand und New York der 1970er und 1980er Jahre. Er liebte schnelle Autos, schöne Frauen und setzte sich auch schon mal selbst ins Cockpit eines Flugzeugs, um abzuheben. In diesem Jahr wird René Kollo 85 – und hat eine neue CD aufgenommen. „Romantische Abendlieder" von Schubert, Schumann und Brahms, gesungen im Duett mit Jay Alexander.
Kollos Gesangslehrerin gab ihm für den Umgang mit der Stimme einst den Tipp: Greif nicht dein Kapital an, lebe von den Zinsen. Vielleicht hat seine Stimme auch deshalb wenig von ihrer Strahlkraft eingebüßt. Den Siegfried, Parsifal oder Tristan, das schwere Wagner-Fach, das ist vorbei. Aber die Lieder über den Mond, die Nacht und unsere Träume singen zu können ist wie Adieu zu sagen am Ende einer langen Liaison mit der Musik. Wir haben René Kollo bei den Musikaufnahmen zu seiner neuen CD getroffen und sind noch einmal mit ihm an den Ort seiner größten Triumphe zurückgekehrt: nach Bayreuth, für ihn bis heute ein heiliger Ort.