Eselwanderung durch den Bliesgau (Foto: Dorothee Scharner)

Beim Streicheln staubt es wie beim Teppichklopfen

  31.07.2014 | 12:50 Uhr

Wenn's heißt "Wir gehen wandern" gibt es beim Nachwuchs nicht selten lange Gesichter. Wie langweilig. Anders bei der Eselwanderung, die im Bliesgau angeboten wird...

(31.07.2014) Von wegen bockiger Esel – alles nur ein Vorurteil. Brav gehen Lotti, Anton und Lissy am Führstrick. Gemütlich. Nur wenn das Gras am Wegesrand zu saftig lockt, dann zeigen sich die Esel schon mal von ihrer sturen Seite. Da muss schon mal vorne gezogen und hinten sanft geschoben werden, damit die Wanderung weiter gehen kann.

15 Personen sind an diesem Aprilsamstag mit den Eseln im Bliesgau unterwegs. In allen Altersklassen, Familien, einzelne Wanderer, Paare. Alle wollen mit Hannes Ballhorn und seinen Grautieren auf Wandertour gehen.

Karge Kost gewohnt

Ballhorn denkt sich für seine Wanderungen gerne Themen aus. Heute geht es um die Frühjahrsblüte der Bäume, doch die spielt nur am Anfang eine Rolle, dann geht es los in Wolfersheim rechts den Berg rauf, in den Wald. Die Kinder sind begeistert von ihren „Rasenmähern“, die Esel nutzen jede Gelegenheit sich den Bauch vollzuschlagen – verbotenerweise, denn eigentlich sind die Tiere karge Kost gewohnt. Sie kommen ursprünglich aus steinigen, trockenen Gegenden und müssen hier etwas auf die Linie achten.

eine Wanderung vom Keltendorf zum Ringwall in Otzenhausen (Foto: Dorothee Scharner)
eine Wanderung vom Keltendorf zum Ringwall in Otzenhausen

Im Wald oberhalb von Wolfersheim machen wir den ersten Stopp. Hannes Ballhorn hat alte Fotos mitgebracht. Hier war einmal ein Steinbruch. Sandstein und Muschelkalk wurden hier abgebaut und mit Loren ins Tal transportiert. Heute kann man davon kaum noch etwas sehen. Der Steinbruch wurde nach dem Zweiten Weltkrieg stillgelegt, und die Natur hat den technischen Eingriff in die Landschaft fast vergessen gemacht. Im Bliesgau gab es zahlreiche Steinbrüche, vor allem für die Bauindustrie. Ein aktueller Steinbruch bereitet vielen Menschen im Bliesgau derzeit Sorgen – doch da kommen wir erst später hin.

Durch den Wald zum Keltengrab

Die Esel haben die Rast wieder genutzt, um alles zu fressen, was einigermaßen essbar aussieht, jetzt geht es weiter. Durch den Wald Richtung Keltengrab, das hauptsächlich erstmal ein Gras bewachsener Hügel ist – das finden Kinder und Esel herrlich. Hannes Ballhorn erzählt ein bisschen von den Kelten. Ihr Symbol, die Triskele, eine Art Stern aus drei Spiralen, interpretiert Ballhorn als Zeichen für das Gestern, Heute und Morgen, das uns dran erinnern soll im Hier und Jetzt zu leben und den Dingen ihre Zeit zu lassen – was wieder herrlich zu den Eseln passt. Kinder und Esel tollen herum, die Erwachsenen hören zu. Dann geht es weiter.

Es stellt sich heraus, dass nicht nur die Kinder Eselfans sind. Ein junger Mann hat die Wanderung von seiner Freundin geschenkt bekommen, weil er Esel so gerne mag. Die Esel-Fangemeinde ist groß. Alle fassen die Esel gerne an, streicheln und tätscheln sie – dann staubt es wie beim Teppichklopfen.

Mondscheintour durch den Saarbrücker Barock (Foto: Dorothee Scharner)
Mondscheintour durch den Saarbrücker Barock

Ballhorn erweist sich als kundiger Führer: nicht nur mit Eseln kennt er sich aus, auch über die Kelten, Steinbrüche, Pflanzen, Bäume und natürlich die Biosphäre weiß er zu erzählen. Die Kinder dürfen mittlerweile auf den Eseln reiten, das hebt die Laune noch einmal enorm. Wir wandern weiter und gelangen zu einem Steinbruch, der nicht nur genutzt wird, sondern sogar wächst – zwischen Wolfersheim und Rubenheim, auf dem Hanickel. Wie eine tiefe Wunde klafft der Abbau mitten in den grünen Wiesen. Mit dem derzeitigen Steinbruch sind viele Menschen der angrenzenden Orte schon nicht glücklich, jetzt soll er noch erweitert werden. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet. Hannes Ballhorn informiert sachlich und unpolemisch über die Problematik und die Befürchtungen.

Nach dem kleinen Abstecher geht es durch den Wald und später über Wiesen bergab wieder Richtung Wolfersheim. Bergab müssen die Kinder absteigen, das wäre für die Esel zu anstrengend. Sie sind zwar Lastentiere, doch Ballhorn möchte seinen Tieren nicht zu viel zumuten und das Bergabgehen macht die Tiere zum Teil auch nervös. Auch hier müssen sich die Menschen wieder den Tieren anpassen, wer gerne stramm viele Kilometer wandert, ist auf dieser Tour sicherlich falsch.

Durch die Dorfstraße von Wolfersheim geht es zurück zum Hof Sonnenbogen. Die Esel müssen jetzt von den Kindern davon abgehalten werden, die Rosen und den Lavendel aus den Rabatten zu verputzen. Vorm Bienenkorb sitzt ein Grüppchen Leute und genießt Kaffee und Torte. Das Café ist in ei­nem ehemaligen Kuhstall untergebracht. Es gibt selbstgebackene Kuchen und Torten auf gold- und blumenverziertem Sammlergeschirr. Nach drei Stunden gemütlicher Wanderung dürfen die Esel wieder zurück auf den Paddock. Ein letztes Mal klopfen und streicheln, dann heißt es Abschied nehmen von den gemütlichen Vierbeinern.

Dorothee Scharner


Kontakt


Hof Sonnenbogen
Wolfharistraße 75
66440 Blieskastel-Wolfersheim
Tel.: (06842) 70 83 320
E-Mail: Hannes-Ballhorn@web.de
www.hof-sonnenbogen.jimdo.com

Öffnungszeiten/Wanderungen:

Zu den Eselswanderungen muss man sich anmelden.

Eintritt/Kosten:
Familien 25,- €, Einzelpersonen 9,- €.

Anfahrt:

Ausführliche Informationen zur Anreise mit ÖPNV sind auf der Internetseite des Hofes zu finden.

Mit dem Auto von Saarbrücken aus:

auf die A 620 Richtung Mannheim, Abfahrt Fechingen, am Flughafen vorbei Richtung Ommersheim, dann Richtung Biesingen, kurz vor Biesingen rechts Richtung Blickweiler, dann Richtung Wolfersheim.



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