Radtour auf der Piste des Forts (Karin Mayer) (Foto: Karin Mayer)

Wie die Deutschen Straßburg schützen wollten

Radtour auf der Piste des Forts

Karin Mayer  

Eine Radtour, schöne Landschaft, aber vor allem vier Festungen. Das bietet der rund 85 Kilometer lange Radweg "Piste des Forts" nahe Straßburg. Ausgangspunkt ist Fort Rapp, dann geht es am Canal de la Marne au Rhin entlang zum Fort Ducrot. Die Piste des Forts ist abwechslungsreich und gut ausgeschildert. Man kann leicht Abkürzungen finden und die Strecke mit einem Besuch in Straßburg verbinden.

Verträumt liegt es in einem Buchenwald. Im Frühling duftet es hier nach Bärlauch und ein Kuckuck fühlt sich hier scheinbar sehr wohl. Ansonsten ist es still – rund um das Fort Rapp in Reichstett im Norden von Straßburg.

Vor gut 140 Jahren könnte es sich hier anders angehört haben. Vor dicken Festungsmauern aus rotem Sandstein müssen Soldaten exerziert haben. Wagen sind durch die Kaserne gerollt, in der Küche hatten die Köche alle Hände voll zu tun. Bis zu 800 Soldaten hätten hier wohnen können, wenn es denn nötig gewesen wäre. So weit kam es aber nicht.

Festungswall mit 19 Anlagen

Das Fort Rapp – oder Fort Moltke, wie es bis 1918 hieß, sollte dazu dienen, Straßburg zu verteidigen. Und deshalb duckt es sich verstohlen hinter Bäume. Es ist fast in die Erde gebaut. Wer es betritt, geht eine Einfahrt hinunter bis zu einem eisernen Tor.

Dahinter liegt das Fort – es ist Teil eines Festungswalls mit insgesamt 19 Anlagen, der in einem Radius von acht bis neun Kilometern rund um Straßburg errichtet wurde. Die Idee des frisch gebackenen Deutschen Reiches und seinem Reichskanzler Bismarck war tatsächlich: Das Elsass und Straßburg vor Angriffen aus Frankreich zu schützen. Schließlich hatten die Deutschen erlebt, dass Straßburg im September 1870 nach kurzer Belagerung in ihre Hände gefallen war. Das sollte sich nicht wiederholen.

Befestigungsanlagen à la Vauban

Zwischen 1872 und 1886 wurden insgesamt 14 Festungsanlagen errichtet. Allesamt in ähnlicher Bauweise. Die Festungen wurden als so genannte Kehlkasernen angelegt. Das bedeutet: sie sind nur von einer Seite zugänglich und nutzen einen Wall oder einen Hügel als Rückseite der Anlage.

Radtour auf der Piste des Forts (Karin Mayer) (Foto: Karin Mayer)

Diese Art von Befestigungsanlagen hatte schon Vauban gebaut. Sie waren vor allem zur Verteidigung erbaut. Die Ausstattung war zweckmäßig: ein Waffenplatz vor der Festung, ein Pulvermagazin, Kasernen, Küchen, ein Lazarett, Kasematten und Wachhäuser.

Die Tour startet am Fort Rapp

Das alles kann man am Fort Rapp fast im Originalzustand sehen und auch besichtigen. Der Grund: Weder der Erste noch der Zweite Weltkrieg haben das Fort erreicht. Zwar wurden hier Gefangene untergebracht oder die Versorgung der Truppen gesichert, gekämpft wurde im Wald von Reichstett aber nie. Heute kümmert sich die Association des Amis du Fort Rapp um die Anlage.

Nun ist das Fort Rapp der Startpunkt für unsere Radtour. Auf einem kleinen Parkplatz stellen wir das Auto ab und radeln nach Westen. Es geht über Souffelweyersheim ein kurzes Stück am Canal de la Marne au Rhin entlang nach Mundolsheim.

Zwischen Fachwerkhäusern fahren wir durch den Ort und erreichen nach einer kleinen Steigung das Fort Ducrot oder Podbielski. Die Festung liegt im Wald und auf der ersten Anhöhe über dem Rheintal. Über dem Ort Mundolsheim wurde die Festung errichtet, um den Norden und Nord-Westen von Straßburg zu sichern.

Insgesamt vier Festungen

Vom Weg aus kann man einen Blick in den beeindruckenden Festungsgraben werfen. Ein Teil der Fassade wurde im Zweiten Weltkrieg mit Beton verkleidet. Das Fort war Teil der Maginot-Linie. Es wechselte zwei Mal kampflos den Besitzer und verwahrloste nach den Kriegen. Erst seit 2010 kümmert sich eine Initiative um die Festungsanlage.

Vom Fort Ducrot aus fahren wir nach Süden weiter. Der Radweg ist gut ausgeschildert. Es geht mal durch den Wald, mal durch Wohngebiete oder entlang der Straße. Insgesamt vier Festungen kann man auf der Piste des Forts besichtigen.

Mediathek

Tour de Kultur: Radtour auf der Piste des Forts
[Audio, SR 3, Karin Mayer, 23.08.2016, Länge: 3:08 Min.]
Tour de Kultur: Radtour auf der Piste des Forts

Ganz in der Nähe erreichen wir Fort Frère bei Oberhausbergen. Auch diese Festung liegt im Wald. Gleich zwei Vereine haben ein kleines Museum eingerichtet. Insgesamt zehn Räume wurden restauriert und stellen jetzt die französischen und deutschen Epochen in der Festung dar. An Pfingsten findet hier ein Festungs-Fest statt. Dann holen die Freunde der Festung ihre historischen Uniformen aus den Schränken und laden Besucher ein.

Bis 1996 vom Militär genutzt

Noch kommen wir nicht schnell voran auf unserer Radtour. Zu häufig halten wir vor den Festungsmauern an. Die am besten erhaltenen Forts befinden sich auf den ersten 15 Kilometern der Strecke. Bei Wolfisheim liegt Fort Kléber alias Bismarck. Die Gemeinde hat rund um das Fort einen Park mit Spielplätzen und Mini-Tierpark angelegt.

Auch hier kann man noch einmal eintauchen in die deutsch-französische Geschichte. Nach dem Krieg 1871 glaubte der Deutsche Reichkanzler offenbar nicht, dass Frankreich dauerhaft auf Elsass-Lothringen verzichten wollte. Die Festung (Fürst) Bismarck wurde 1875 fertig gestellt. Die Anlage war die einzige, die bis Ende 1996 vom Militär genutzt wurde. Bis 1918 von den Deutschen, danach von den Franzosen.

Radtour auf der Piste des Forts (Karin Mayer) (Foto: Karin Mayer)

Abstecher in die Innenstadt

Von Wolfisheim geht es an den Canal de la Bruche und weiter nach Süden. Die Festungen liegen jetzt nicht mehr direkt an der Strecke. Erst in Illkirch entdecken wir Fort Uhrich neben dem Radweg im Wald. Es liegt wie ein verlassener Bunker im Wald und wird offenbar nicht gepflegt. Immerhin: am Wegrand steht ein Hinweisschild.

Wir haben jetzt ungefähr die Hälfte unserer Rundfahrt um Straßburg hinter uns. Wer abkürzen will, biegt am Rhein-Rhône-Kanal nach links ab und macht einen Abstecher in die Straßburger Innenstadt und radelt von dort aus zurück zum Ausgangspunkt.

85-Kilometer Tour - Abkürzung möglich

Die Piste des Forts führt uns aber noch weiter nach Osten, vorbei an weiteren Festungsanlagen und über den Rhein. Auch auf der deutschen Seite wurde das Elsass Ende des 19. Jahrhunderts gut bewacht und gesichert. Am Rhein auf der deutschen Seite bietet sich eine weitere Abkürzungsmöglichkeit an – man kann am Rhein-Ufer bleiben und bei Kehl wieder auf die französische Rheinseite radeln. Der Radweg führt weiter in den Norden von Straßburg bis La Wantzenau. Durch Auwälder und Ried fahren wir von jetzt ab nach Westen zurück zum Fort Rapp.

Die Piste des Forts ist ein abwechslungsreicher und gut ausgeschilderter Radweg rund um Straßburg. Die Strecke ist 85 Kilometer lang. Man kann leicht Abkürzungen finden und die Strecke mit einem Besuch in Straßburg verbinden. Es ist schwer, mehrere Forts bei einer Tour zu besichtigen. Dafür sind die Öffnungszeiten der gut erhaltenen Forts im Nord-Westen zu unterschiedlich. 

Karin Mayer


Auf einen Blick


Kontakt
Ville et Eurométropole de Strasbourg
Centre administratif
1, parc de l'Étoile
F-67 076 Strasbourg Cedex
Tel.: (00 333) 68 98 50 00
www.de.strasbourg.eu/de/strassburg-entdecken/kulturerbe/sehenswuerdigkeiten/der-festungsguertel-von-strassburg/

Fort Großherzog von Baden
Fort Frère
rue de la Colline
F-67 205 Oberhausbergen
Tel. (00 336) 98 23 30 14
E-Mail: contact@fort-frere.eu
www.fort-frere.eu

Fort Rapp
Michel Wenceslas
Tel. (0681) 57 50 27

Öffnungszeiten
Die Öffnungszeiten sind in jedem Fort unterschiedlich.

Fort Rapp: Jeden Donnerstag um 15.00 Uhr und an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat kann man April bis September an einer Führung teilnehmen.

Fort Ducrot: Jeden Samstag um 14.00 Uhr und Donnerstag ab 9.00 Uhr kann man das Fort besuchen und an einer Führung teilnehmen.

Fort Frère: An jedem ersten Sonntag im Monat - Mai bis Oktober - kann man um 15.00 und um 16.00 Uhr an einer Führung teilnehmen. Juli bis September finden die Führungen an jedem Sonntag statt. Im November nur um 15.00 Uhr.

Eintritt

Fort Frère
Erwachsene: 4 Euro
Jugendliche von 12 bis 18 Jahren: 2 Euro
Kinder unter 12 Jahren: frei

Anfahrt
Autobahn nach Straßburg, Abfahrt Nr. 49 bei Reichstetten, auf die D 63, dann D 37 weiter Richtung Reichstetten, Parkplatz Fort Rapp.

Tipps/Anmerkung
Die Tourismusinformation der Stadt Straßburg ist seltsamerweise nicht für die Piste des Forts zuständig.

Radkarte im Internet:
www.bikemap.net/en/route/1450726-la-piste-des-forts-der-radweg-zu-den-forts/



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