Sendung: Donnerstag 02.10.2014 20:04 - 22:30 Uhr
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Im November 1964 verblüffte ein amerikanischer Komponist die Gemeinde der Neuen Musik mit einem Stück, das mit ganz einfachen Mitteln arbeitete: mit endlosen Tonwiederholungen und Patterns in Schleifen. "In C" nannte Terry Riley es, und es schrieb Musikgeschichte, denn es war das erste Stück minimalistischer Musik. Für viele ein Schock! Für andere war es der Beginn eines "neuen musikalischen Zeitalters" (The Guardian) – danach sei die Welt nicht mehr dieselbe wie davor.
Eine junge Generation von Komponisten war jedenfalls hellauf begeistert – eine Generation, die neue Wege suchte, einfachere, spielerische Wege, klangvollere Musik und engere Verbindungen mit außereuropäischer Musik. Steve Reich war auf diesem Weg, ebenso wie Philip Glass. Und Rockgruppen fanden Gefallen daran wie etwa The Who und Soft Machine.
"In C" ist eigentlich ein Konzeptstück. Nach Rileys eigenen Worten besteht es "aus 53 Modulen und beim Spielen geht man von 1 bis 53 vor. Jeder Spieler entscheidet, wann er anfängt und in den Strom der Musik sich einfindet, und wann er aufhört. Je mehr Spieler beteiligt sind, desto komplexer wird das Netz, das sich bildet. Es ist so, als wenn man Vögel beobachtet, die von einem See aus aufsteigen. Dabei entstehen unterschiedliche Patterns, und dann kommen sie wieder zusammen. Für mich ist ‚In C’ solch ein Klangbild."
Friedrich Spangemacher
Meilensteine der Neuen Musik
Reportage-Reihe auf SR 2 KulturRadio
Seit Mai 2014 stellen wir in jeder ersten „Mouvement“-Ausgabe des Monats ein Schlüsselwerk der Moderne vor – Meilensteine der Musikgeschichte wie Arnold Schönbergs Klaviersuite op. 25, György Ligetis „Atmosphères“ oder Karlheinz Stockhausens „Gesang der Jünglinge“. Die Beiträge können im Archiv nachgehört werden.