Der Plenarsaal des Deutschen Bundestags in Berlin (Foto: dpa/Wolfgang Kumm)

Deutschland hat gewählt

  02.10.2017 | 19:35 Uhr

Rund 61,5 Millionen Bundesbürger waren aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Sechs Parteien werden darin vertreten sein: Die CDU blieb trotz Verlusten stärkste Kraft, auch die SPD musste Verluste hinnehmen, als drittstärkste Partei zieht die AfD in den Bundestag ein. Die FDP ist wieder drin, auch die Grünen und Die Linke sind im nächsten Bundestag vertreten.

Vorläufiges amtliches Endergebnis

Das vorläufige amtliche Ergebnis der Bundestagswahl 2017 (Foto: SR)

2017 ( 2013 )
CDU/CSU 33,0 % ( 41,5 % )
SPD 20,5 % ( 25,7 % )
DIE LINKE 9,2 % ( 8,6 % )
GRÜNE 8,9 % ( 8,4 % )
FDP 10,7 % ( 4,8 % )
AFD 12,6 % ( 4,7 % )
Sonstige 5,0 % ( 6,2 % )
Wahlbeteiligung 76,2 % ( 71,5 % )

(Quelle: Bundeswahlleiter)


Die Union muss demnach deutliche Verluste hinnehmen, die SPD erreicht ihr bislang schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl. Die AfD ist erstmals im deutschen Bundestag vertreten und zieht als drittstärkste Kraft ein. Die FDP schafft nach vier Jahren Pause den Wiedereinzug ins Parlament und auch Die Grünen und Die Linke sind im nächsten Bundestag vertreten.

Regierungswechsel zeichnet sich ab

Angela Merkel wird voraussichtlich Bundeskanzlerin bleiben. Offen ist noch, mit wem sie eine Regierung bilden wird. Eine Große Koalition aus Union und SPD wäre möglich. Dem hat die SPD aber bereits eine Absage erteilt. Die SPD will als stärkste Kraft die Opposition anführen und diese Rolle nicht der AfD überlassen.

Als Alternative wäre eine 'Jamaika'-Koalition aus Union, FDP und Grünen möglich. Dabei kämen auf die Union schwierige Koalitionsverhandlungen zu, denn zum einen haben FDP und Grüne bei dieser Wahl besser abgeschnitten als erwartet und werden selbstbewusst in die Verhandlungen gehen; zum anderen gibt es viele Themen, bei denen es schwer werden wird, die konträren Positionen auf ein gemeinsames Regierungsprogramm zu bringen.

Bundeskanzlerin Merkel hat bereits Gespräche über die Bildung einer neuen Regierung angekündigt. Merkel sagte am Wahlabend in der CDU-Parteizentrale, man habe die strategischen Ziele des Wahlkampfes erreicht: Die Union sei weiter stärkste Kraft, gegen die Union könne nicht regiert werden. Als weiteres Ziel gab sie vor: die AfD-Wähler zurückzugewinnen.

Nach einer ersten Analyse haben eine Million bisherige Unions-Wähler diesmal die AfD gewählt. Je eine halbe Million Wähler für die AfD kamen von SPD und Linken und 1,2 Millionen Wähler aus dem Lager der Nichtwähler.

Aus dem Saarland nach Berlin

Das Saarland wird zehn Abgeordnete in den Bundestag entsenden, darunter die vier Direktkandidaten der Wahlkreise: Im Wahlkreis Saarbrücken hat sich diesmal die SPD-Kandidatin Josephine Ortleb durchgesetzt, im Wahlkreis Homburg bekam CDU-Kandidat Markus Uhl die meisten Stimmen, im Wahlkreis St. Wendel konnte CDU-Kandidatin Nadine Schön ihr Direktmandat verteidigen, und im Wahlkreis Saarlouis hat Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) das Minister-Duell gegen Heiko Maas (SPD) für sich entscheiden können.


Erste Analysen am Wahlabend


Merkel kann Kanzlerin bleiben - aber geschwächt
Die Wähler haben der Großen Koalition einen Denkzettel verpasst, so das Fazit, das man aus der ersten Hochrechnung ziehen kann. Das ist der Preis der Großen Koalition, so SR-Politikredakteur Michael Thieser, sie macht auf Dauer die Ränder stärker. Die SPD hat bereits Konsequenzen gezogen und den Weg in die Opposition angekündigt.


Diese Wahl ist eine Absage an die Große Koalition
Die CDU hat ihr Ziel erreicht und als stärkste Kraft erneut den Regierungsauftrag erhalten. Doch das kann auf Dauer nicht über die starken Verluste hinwegtäuschen, so Andrea Müller aus dem ARD Hauptstadtstudio. Die SPD will in der Opposition wieder an Profil gewinnen und die Führungsrolle in der Opposition nicht der AfD überlassen.


Eine Große Koalition kann keine Dauerlösung sein
Das haben die Union und die SPD begriffen. Die Alternative: eine Jamaika-Koalition. Aber auch die wäre eine besondere Herausforderung, sagt die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie spricht aus eigener Erfahrung. In Berlin könnte es dennoch klappen, meint SR-Politikredakteur Michael Thieser. Darüber hinaus wird es für die SPD nach mehreren verlustreichen Bundestagswahlen langsam Zeit, sich neu aufzustellen.


FDP und Grüne werden selbstbewusste Verhandlungsparter
Die Wähler haben der Großen Koalition einen Denkzettel verpasst, denn sie haben nicht erkennen können, dass ihre Probleme gelöst würden, so Andrea Müller im Hauptstadtstudio. Aber auch die Verhandlungen für eine Jamaika-Koalition könnten schwierig werden, denn FDP und Grüne sind wieder bzw. stärker im Parlament vertreten.


Künftig wieder inhaltliche Debatten zu erwarten
Auch wenn die Union jetzt erst einmal mit der Regierungsbildung beschäftigt sein wird, so hat die Position von Angela Merkel doch einige Risse bekommen, so die Einschätzung von SR Politikredakteur Michael Thieser. Auch die SPD muss sich neu aufstellen. Das lässt auf spannende Zeiten und Debatten hoffen, in denen es endlich wieder um Inhalte gehen wird.


Merkel vor schwierigen Aufgaben
Nachdem die SPD angekündigt hat, in die Opposition zu gehen, bleibt als Alternative nur ein 'Jamaika'-Bündnis. Die Koalitionsverhandlungen dazu dürften bereits sehr schwierig werden, so Andrea Müller im ARD Hauptstadtstudio. Die Regierungsarbeit aber nicht minder, denn die Zusammenarbeit mit den Grünen und der FDP macht es für Angela Merkel schwierig, ihr zweites Ziel zu erreichen, nämlich AfD-Wähler zurückzugewinnen.


FDP und Grüne stärker als erwartet
Die FDP wird im nächsten Bundestag wieder vertreten sein. Das ist mit ein Erfolg von Parteichef und Spitzenkandidat Christian Lindner, sagt SR Politikredaktuer Michael Thieser. Aber auch die Grünen haben auf den letzten Metern noch mehr Wähler aktiviert als erwartet.


Weitergehende Informationen




Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja