Ein Kunstradfahrer steht die Kür auf dem Sattel seines Rades (Foto: dpa/Marius Becker)

Abgesagte Rad-DM: Dicke Luft und Schwarze Peter

Kai Forst   22.02.2018 | 12:05 Uhr

Innerhalb von weniger als drei Wochen wird die Hallenradsport-DM nach Saarbrücken geholt - und postwendend wieder abgesagt. Der Saarländische Radfahrer-Bund gibt die Schuld öffentlich dem Landessportverband. Der hingegen schiebt den Schwarzen Peter zurück. Es wird deutlich: Es herrscht dicke Luft zwischen den Verbänden.

Marco Rossmann, zuständig für den Hallenradsport beim Bund Deutscher Radfahrer, ist enttäuscht. „Wir bedauern die Absage der Hallenradsport-DM zutiefst. Die Infrastruktur in Saarbrücken wäre für eine solche Veranstaltung perfekt gewesen“, sagt Rossmann SR.de. Doch daraus wird jetzt nichts. Denn innerhalb von nur drei Wochen wird die Hallenradsport-DM 2018 zunächst nach Saarbrücken geholt - um nur zweieinhalb Woche später wieder gecancelt zu werden. Neben der Absage des sportlichen Großevents verwundert auch die Art und Weise, wie die Protagonisten – der Saarländische Radsportbund (SRB) und der Landessportverband (LSVS) - miteinander umgehen und sich öffentlich die Schuld zuweisen. „Es gibt offenbar große Unstimmigkeiten zwischen SRB und dem LSVS“, zu dieser Erkenntnis kommt schließlich auch Rossmann vom Bundesverband.

"Unbeantwortete Fragen zwingen zur Rückgabe"

Doch von vorne: Am 1. Februar verkündet der Saarländische Radfahrer-Bund, dass die Deutschen Meisterschaften im Kunstradfahren und Radball im Oktober in Saarbrücken stattfinden werden. Nur wenig später, am 19. Februar, dann die abrupte Absage mit einer eindeutigen Schuldzuweisung in Richtung LSVS, der bei der Ausrichtung des Events eine wichtige Rolle einnehmen sollte.

„Unbeantwortete organisatorische Fragen seitens des LSVS zwingen zur Rückgabe der Ausrichtung“, heißt in einer Mitteilung vom Radfahrer-Bund. Auf Anfrage von SR.de erklärt Vize-Präsident Leander Wappler, bei der Ortsbegehung Mitte Januar habe es von von allen Seiten noch positive Signale gegeben. „Doch dann hat der LSVS für uns wichtige organisatorische Fragen einfach nicht beantwortet.“ Es gehe vor allem um genaue Zeiten für die Hallennutzung, aber auch um eine ganz konkrete Kostenübersicht. Am Ende sei aufgrund des Zeitdrucks nichts anderes übrig geblieben, als die Veranstaltung abzusagen, sagt Wappler.

"Man hätte sich zusammensetzen müssen"

Der Landessportverband kontert: Es sei der Radfahrer-Bund gewesen, der trotz mehrfacher Nachfrage nicht die nötigen Informationen für die Planung des Evens geliefert habe. „Man hätte sich mit uns noch einmal richtig zusammensetzen müssen. Außerdem haben wir Herrn Aumann (Jörg Aumann, Präsident des saarländischen Radfahrer-Bundes, Anm.d.Red.) gebeten, uns zumindest einmal anzurufen, um Dinge zu besprechen. Aber das wurde ignoriert“, schildert die stellvertretende LSVS-Hauptgeschäftsführerin Karin Becker SR.de.

Geht es noch um die Sache?

Es wird deutlich: Die Kommunikation und das gesamte Verhältnis zwischen dem Dachverband LSVS und dem Saarländischen Radfahrerbund ist empfindlich gestört. Ob bei dem Zwist auch die Äußerungen des Neunkircher SPD-Bürgermeisters und SRB-Präsidenten Jörg Aumann eine Rolle gespielt haben könnten, der im Zuge des Finanzskandals schon mehrfach das LSVS-Präsidium um Präsident Klaus Meiser kritisiert hatte? Das bestreitet SRB-Vize Wappler. „Uns geht es hier nur um die Sache."

Timeline
Finanzaffäre beim LSVS
Der Landessportverband für das Saarland (LSVS) ist von einer Finanzaffäre betroffen. Seit Bekanntwerden im Dezember vergangenen Jahres dringen immer mehr Details an die Öffentlichkeit. Wir zeichnen die bisherige Entwicklung in unserer Zeitleiste nach.

Über dieses Thema wurde auch in der Sendung aktuell im SR Fernsehen vom 19.02.2018 berichtet.

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