Die Hermann Neuberger Sportschule in Saarbrücken (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

Sportverband informiert über Sonderfonds

Thomas Gerber / Caroline Uhl   08.03.2018 | 17:43 Uhr

Der Innenausschuss des Landtags hat sich am Donnerstag mit dem sogenannten Verstärkungsfonds von Saartoto befasst. Die Linksfraktion wollte im Ausschuss unter anderem von Saartoto-Geschäftsführer Jakoby und von LSVS-Präsident Meiser wissen, wohin genau für den Saarsport bestimmtes Geld aus dem Fonds floss.

Video [aktueller bericht, 08.03.2018, Länge: 3:15 Min.]
Meiser zu Strukturen beim LSVS befragt

Die Toto-Gesellschaft hatte den Verstärkungsfonds Anfang 2016 aufgelegt. Pro Jahr fließen seitdem zusätzlich zur sonstigen Förderung noch einmal jeweils 250.000 Euro jährlich an die Kultur und die gleiche Summe an den Landessportverband für das Saarland (LSVS).

Toto-Geschäftsführer Peter Jacoby entzog sich am Donnerstag vor den Abgeordneten im Landtags-Innenausschuss weitgehend der Verantwortung: Das Geld sei auf das LSVS-Konto überwiesen worden, was danach damit geschah, das habe nicht Saartoto, sondern der LSVS und das Innenministerium zu kontrollieren.

LSVS-Präsident Klaus Meiser sagte, das Geld sei lediglich über das LSVS-Konto jenseits des eigentlichen Haushalts geflossen – aber zweckbestimmt eingesetzt worden. In öffentlicher Sitzung wollte er die konkreten Empfänger der Extra-Förderung nicht preisgeben. Meiser bestätigte allerdings, dass auch Tischtennis-Profi Patrick Franziska vom Erstligisten 1. FC Saarbrücken Tischtennis Geld bekommen habe. Dies auch zum Aufbau einer olympischen, saarländischen Medaillenperspektive für Tokio 2020. Ähnlich sei es in früheren Jahren bereits bei Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno gelaufen.

"Kleinere Beträge" für Vereine

Video [aktueller bericht, 08.03.2018, Länge: 2:26 Min.]
Geldflüsse beim LSVS werden aufgedeckt

Franziska soll nach SR-Informationen rund 80.000 Euro bekommen haben. Das Geld floss demnach von Saartoto an den LSVS, von dort an den Verein und dort in Franziskas Gehalt ein. Mehrere Trainer aus dem Bereich Triathlon sollen außerdem rund 30.000 und ein Leichtathletiktrainer knapp 20.000 Euro bekommen haben.

Zudem bestätigte die Geschäftsführerin des LSVS, Karin Becker, im SR-Interview, dass im Wahljahr 2017 mehr als 60 Vereine „kleinere Beträge“ etwa für Jubiläen erhalten hätten.

"Da muss man wissen, wo es hingeht"

Nachdem die Verwendung des Geldes aus dem Verstärkungsfonds bislang eher unklar war, sagte Meiser nun zu, dem Innenausschuss eine Liste der geförderten Projekte und Personen zukommen zu lassen. Das dürfte auch die stellvertretende Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) begrüßen. In der Sendung "SAARTALK" im SR Fernsehen sagte Rehlinger: "Das ist Geld, das von Saartoto zur Verfügung gestellt worden ist. Da muss man wissen, wo es hingeht."

Für die Linken im Landtag bleibt der Verstärkungsfonds "fragwürdig". Es habe sich bestätigt, "dass beim Landessportverband keine ordentliche Geschäftsführung, keine ordentliche Buchführung und keine Transparenz gegeben ist und funktionierende Kontrollinstanzen fehlen", erklärte der Linken-Abgeordnete Dennis Lander. Die Förderung des Spitzensportes sei etwas Sinnvolles, "wenn sie nach nachvollziehbaren Kriterien offen und transparent erfolgt", betonte Lander. Das sei hier offenkundig nicht passiert.

Timeline
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Der Landessportverband für das Saarland (LSVS) ist von einer Finanzaffäre betroffen. Seit Bekanntwerden im Dezember vergangenen Jahres dringen immer mehr Details an die Öffentlichkeit. Wir zeichnen die bisherige Entwicklung in unserer Zeitleiste nach.

Über dieses Thema wurde auch in den Hörfunknachrichten vom 08.03.2018 berichtet.

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