Der Eingangsbereich des Evangelischen Stadtkrankenhauses Saarbrücken (Foto: IMAGO/BeckerBredel)

Ex-EVK-Mitarbeiterin klagt gegen Diakonie wegen Abfindung

Barbara Spitzer   10.05.2023 | 07:41 Uhr

Rund 150 Pflegekräfte und Ärzte waren von der Schließung des Evangelischen Krankenhauses in Saarbrücken betroffen. Nun erhebt eine Mitarbeiterin schwere Vorwürfe: Die Diakonie versuche, sie und weitere Kolleginnen und Kollegen mit einem Trick um ihre Abfindung zu bringen. 

Fast 40 Jahre lang hat Heike Yilmaz als Intensivkrankenschwester im EVK gearbeitet und viele Nachtschichten geschoben. Für die Mutter zweier Kinder war das Krankenhaus viel mehr als nur ihr Arbeitsplatz. "Man hat viele Freunde gefunden, es ist ein sehr familiäres Zusammenarbeiten gewesen", sagt sie. "Man war füreinander da, es war wie eine große Familie." 

Doch damit ist es nun vorbei. Das Krankenhaus der Kreuznacher Diakonie ist seit dem 10. März geschlossen. Ein Großteil der 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll inzwischen mit einer Abfindung die Diakonie verlassen haben.

Video [aktueller bericht, 09.05.2023, Länge: 3:35 Min.]
Ex-EVK-Mitarbeiterin klagt gegen Diakonie wegen Abfindung

Von der Intensivstation in die Psychiatrie versetzt

Bei Heike Yilmaz hingegen läuft es nicht rund: Die 58-Jährige wurde zum April in den Springerpool des Fliednerkrankenhauses in Neunkirchen versetzt – eine Fachklinik für Psychotherapie und Psychiatrie.

"Ich möchte und kann nicht auf einer Psychiatrie arbeiten", sagt Yilmaz. "Ich bin gewohnt, mit akut lebensbedrohlichen Dingen umzugehen, Intensivpatienten zu versorgen und nicht einfach nur auf einem Flur zu sitzen und zu warten, dass psychiatrisch erkrankte Menschen nicht abhauen."

Mögliche Abfindung im mittleren fünfstelligen Bereich

Yilmaz vermutet bei der Versetzung in den Springerpool einen Hintergedanken. Ihr Vorwurf: Die Diakonie wolle so erreichen, dass sie kündigt und damit finanzielle Ansprüche aufgibt. "Darum geht es jetzt auch in dieser Zwangsversetzung. Man möchte mir keine Abfindung zahlen, weil man das Geld einsparen möchte."

Aufgrund ihres Vertrags und ihrer langen Betriebszugehörigkeit stehe ihr eine Abfindung im mittleren fünfstelligen Bereich zu, sagt Yilmaz. Und deshalb will sie sich nicht abspeisen lassen, sondern hat am Arbeitsgericht Klage gegen die Diakonie eingereicht.

Arbeitskammer spricht von 15 ähnlichen Fällen

Laut Arbeitskammer gibt es etwa 15 weitere solche Fälle. Betroffen seien ältere langjährige Mitarbeiter mit potenziell hohen Abfindungsansprüchen.

Sie alle hätten von der Diakonie Angebote bekommen, die nicht ihrer Qualifikation entsprächen. "Das legt den Verdacht nahe, dass das Angebot nicht ernst gemeint ist und man dadurch die Abfindung ersparen möchte", sagt die Arbeitsrechtlerin Beatrice Zeiger von der Arbeitskammer.

EVK sieht Gerichtsprozess optimistisch entgegen

Die Diakonie betont auf SR-Anfrage, dass sie bei den Stellenangeboten nach sozialen Kriterien vorgehe. Aus datenschutzrechtlichen Gründen wolle man sich zu Einzelfällen aber nicht äußern.

"Unabhängig davon sehen wir den anstehenden Verfahren am Arbeitsgericht dahingehend optimistisch entgegen, dass wir das Gericht von unserer Position überzeugen können", so die Diakonie weiter.

Arbeitskammer sieht gute Chancen

Heike Yilmaz und weitere Betroffene warten jetzt auf ihren Termin am Arbeitsgericht. Die Arbeitskammer sieht aufgrund der Rechtslage gute Chancen, dass sie am Ende eine Abfindung bekommt.

Über dieses Thema berichtete der aktuelle bericht am 09.05.2023 im SR Fernsehen.


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