Wie funktioniert das mit dem Riechen?
Ob frisch gebackene Croissants am Morgen, warmer Sommerregen auf dem Asphalt oder der süßliche Blumenduft von Klatschmohn - ohne unseren Geruchssinn wäre die Lebensqualität nicht dieselbe. Aber wie funktioniert das eigentlich mit dem Riechen?
"Man schätzt, dass der Mensch etwa eine Billion verschiedene Gerüche unterscheiden kann", sagt Elmar Krause, Zellphysiologe am physiologischen Institut Homburg. Das ist nützlich, um zum Beispiel Essbares von Verdorbenem zu unterscheiden.
Und so funktioniert's
Durch die Nasenlöcher gelangt die Atemluft samt den darin enthaltenen Geruchsstoffen in den Naseninnenraum. Hier strömt sie zur Riechschleimhaut, die ungefähr so groß ist wie eine Ein-Euro-Münze. Dort befinden sich rund 20 Millionen Riechsinneszellen. Aus jeder einzelnen ragen feinste Sinneshärchen in den Luftraum.
Unterschiedliche Zellen sind für verschiedene Duftstoffe zuständig. Wenn ein Duftmolekül auf ein zu ihm passendes Härchen trifft, dockt es an und erregt dadurch die Sinneszelle. Es kommt zu einem elektrischen Reiz, der die Signale der Sinneszelle in das sogenannte Riechzentrum weiterleitet. Das befindet sich am Frontallappen des Gehirns und verarbeitet Sinnesreize aus der Nase. Im Riechzentrum befindet sich jeder Geruch, den ein Mensch in seinem Leben jemals wahrgenommen hat. Alle Geruchsinformationen, egal ob angenehm oder unangenehm, werden hier ein Leben lang gespeichert.
Nur wenn mehrere Sinneszellen des gleichen Dufttyps gleichzeitig Alarm schlagen, ist die Erregung groß genug, dass im Gehirn ein Geruch registriert wird.
Eigentlich riecht man mit dem Gehirn
"Der primäre Wahrnehmungsprozess eines Geruchs findet zwar in den Riechzellen der Nase statt. Wie wir diese Wahrnehmung dann emotional einstufen, entscheidet aber unser Gehirn", sagt Krause.
Die Riechzellen sind also sozusagen "Ausläufer des Gehirns". Histologisch gelten sie aber nicht als Teil des Gehirns, sondern bilden zusammen mit anderen Zelltypen ein eigenes kleines Organ, das sogenannte Riechepithel.