Buchcover: Péter Nádas - Aufleuchtende Details (Foto: Buchverlag)

Péter Nádas in Literatur im Gespräch

  08.02.2018 | 11:35 Uhr

„Aufleuchtende Details – Memoiren eines Erzählers“ (Teil 2) von Péter Nádas hören Sie in "Literatur im Gespräch" am Dienstag, 13. Februar, auf SR 2 KulturRadio, Lesung und Gespräch, Gesprächspartner ist Jörg Plath.

Während Nádas' Mutter am 14. Oktober 1942 in Budapest mit der Straßenbahn zur Entbindung fährt, liquidiert ein Einsatzkommando das Getto in Mizocz, Anne Frank zeichnet das Gewicht jedes Familienmitglieds auf, Jan Karski übermittelt aus einem französischen Internierungslager in den Pyrenäen der polnischen Exilregierung Nachrichten des Widerstands, und Viktor Klemperer erhält in Dresden kein Brot. Jedes Ereignis, so Nádas, wirke auf alle anderen Ereignisse ein – ob in der Politik oder der privaten Lebensgeschichte. Es sind jene Momente, die Geschichte fassbar machen und Erinnerung konstituieren – eben die "aufleuchtenden Details". Deren weitgespannten Verflechtungen folgen Nádas' Memoiren nicht chronologisch, sondern assoziativ. Durch jede einzelne Episode zieht sich die geheime Frage: Wie bin ich zu dem geworden, der ich bin, wenn jede persönliche Erinnerung, jede Prägung, untrennbar mit Geschichte verstrickt ist? In die finsteren Tiefen des 20. Jahrhunderts wirft, so Nádas, auch die europäische Aufklärung kaum noch Licht. Und so erzählt dieses Buch nicht zuletzt davon, wie Identität unter schwierigen Bedingungen wächst, während sie sich permanent im Strom der Zeit zu verlieren droht.

Zum Autor

Der ungarische Erzähler Péter Nádas gehört zu den bedeutendsten Autoren unserer Zeit. Sein gewaltiges Romanwerk hat er nun durch seine Lebenserinnerungen ergänzt. 1942 in Budapest geboren, ist er Fotograf und Schriftsteller. Bis 1977 verhinderte die ungarische Zensur das Erscheinen seines ersten Romans „Ende eines Familienromans“ (dt. 1979). Sein „Buch der Erinnerung“ (dt. 1991) erhielt zahlreiche internationale Literaturpreise. Nádas wurde unter anderem mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (1991), dem Kossuth-Preis (1992), dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (1995), dem Franz-Kafka-Literaturpreis (2003) sowie dem Verdienstorden der Republik Ungarn ausgezeichnet. 2014 wurde ihm der Würth-Preis für Europäische Literatur verliehen. Péter Nádas lebt in Budapest und Gombosszeg.

Die Sendung ist ein Mitschnitt einer Veranstaltung im November letzten Jahres in der Akademie der Künste in Berlin.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja